Angebote an den Kunsttempel: Welche Bilder sind museumsreif?
So unterschiedlich wie die Arbeiten selbst sind auch die Beweggründe derer, die sie vermitteln, verleihen oder gar verschenken.
Elberfeld. Die einen schaffen es durch die eigene Kreativität, die anderen durch eine großzügige Geste — etwas Bleibendes hinterlassen wollen sie alle. Hintergedanken hat deshalb jeder, der im Von der Heydt-Museum anklopft, um die städtische Sammlung durch einen neuen Schatz zu bereichern.
Das ist allerdings gar nicht so einfach, denn auch wenn die Stadt finanziell gesehen arm ist, sind ihre Kunstexperten reich — reich an Erfahrungen. So kann das Museumsteam schnell die Spreu vom Weizen, Möchtegern-Meister von echten Hoffnungsträgern und eitle Selbstdarsteller von wahren Kunstfreunden trennen. Ob Künstler, Erbe oder Mäzen: An Gerhard Finckh kommt am Turmhof keiner vorbei.
„Wir sind sehr wählerisch“, gibt der Direktor offen zu. „Wir führen zwar keine Statistik. Aber es gibt schon sehr viele, die uns Kunstwerke zum Kauf anbieten.“ Wie der Hausherr auf solch eindeutige Angebote reagiert? „Wir entscheiden das von Bild zu Bild“, sagt Finckh. „Ausschlaggebend ist: Passt ein Werk in unsere Sammlung? Würde es sie um eine Idee, um einen wichtigen Aspekt ergänzen?“ Eine Frage, die im vergangenen Jahr nicht immer bejaht wurde und demzufolge zu einer erlesenen Erweiterung führte: 2010 gab es in der Gemäldesammlung insgesamt 14 Neuzugänge — (Dauer-)Leihgaben, Schenkungen und Ankäufe.
Auch die Skulpturensammlung ist gewachsen: Acht Plastiken von Margarete Rauer wurden dem Museum jüngst geschenkt. In der grafischen Sammlung kamen 58 Blätter hinzu — die Tony-Cragg-Blätter, die der neue Stolz der städtischen Kunsthüter sind, noch nicht eingerechnet.
„Es ist wichtig, dass das Museum lebendig bleibt und immer wieder Neues präsentiert“, betont Finckh. Zumal sich der Direktor beim Einkaufen nicht einfach einen kleinen Korb unter den Arm klemmen und nach Herzenslust große Formate ordern kann.
Der Spagat, unbekannten Künstlern ein erstes Sprungbrett zu bieten und gleichzeitig der Tradition des Hauses Rechnung zu tragen, ist nicht zuletzt eine Frage des Geldes. Da mag Finckhs persönliche Wunschliste noch so lang sein — für Arbeiten von jungen Talenten und Werken alter Meister gilt eines gleichermaßen: „Wir können längst nicht alles kaufen, was wir kaufen möchten.“ Bleibt die Hoffnung auf gönnerhafte Spürnasen, sprich Spender und Sammler, die wirklich etwas zu bieten haben. Dann — und nur dann — wird aus dem eindeutigen Angebot ein konkretes Geschenk, von dem am Ende beide Seiten profitieren.
Und wer klopft im Einzelfall an die Direktorentür? Unerfahrene Erben, die nicht wissen, was sie mit dem Kunstwerk anfangen sollen, das sie auf dem Dachboden der verstorbenen Großtante entdeckt haben, genauso wie findige Nachkommen, die sofort das schnelle Geld wittern. Als Finckh jüngst den bergischen Maler Gustav Wiethüchter mit einer Ausstellung feierte, gab es besonders viele Anfragen. Der Direktor hat im Einzelfall durchaus auch abgewunken, denn mit Wiethüchter-Werken war das Museum schon vorher gut bestückt.
Am liebsten empfängt Finckh wohl Sammler, deren Wohnzimmer aus allen Nähten platzt. Denn auch Raummangel kann eine Motivation sein. Unter den Sammlern, denen die Bildende Kunst ernsthaft am Herzen liegt, mag Finckh vor allem jene, die ihre Schätze nicht allein im stillen Kämmerlein bewundern wollen, sondern den Anblick mit anderen teilen möchten. Doch nicht jeder hat das nötige Kleingeld, um im großen Stil Kunst zu sammeln. Willkommen sind deshalb auch die, die „nur“ einzelne Werke besitzen und hoffen, im städtischen Museum auf der sicheren Seite zu stehen: „Manche haben Angst vor Einbrüchen und möchten teure Gemälde nicht (mehr) in der eigenen Wohnung haben.“ Dann suchen sie Hände, in die sie ihre Kostbarkeiten vertrauensvoll legen können — wenn die Qualität stimmt, hält sie der Museums-Chef guten Gewissens auf.