Ausstellung: Unter Volldampf durch die Eisenbahngeschichte

In Barmen sind Erinnerungsstücke an die erste Bahn Westdeutschlands zu sehen — die fuhr von Düsseldorf ins Wuppertal.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Ein schriller Pfiff aus der Trillerpfeife und ein vernehmliches „Zuuuurrücktreten“, ausgerufen von einem Herrn mit gepflegtem Schnäuzer, in dunkelblauem Uniformmantel, weißen Handschuhen und mit der markanten roten Mütze eines preußischen Stationsvorstehers von 1898: So stilecht eröffnete am Sonntagnachmittag Michael Kühle vom Bürgerbahnhof Vohwinkel die Ausstellung „175 Jahre Erste Eisenbahn in Westdeutschland“ im Engels-Haus in Barmen..

Herrliches Frühlingswetter und die für manche Interessenten — unter ihnen auch Alt-Oberbürgermeisterin Ursula Kraus (83) — schwierig zu bewältigenden Treppen in den zweiten Stock des Engels-Hauses hatten eine große Zahl von Eisenbahnfreunden nicht vom Besuch der liebevoll gestalteten Schau an die gut 175 Jahre zurückliegende erste Bahnfahrt von Düsseldorf nach Elberfeld abgehalten. „Dieses Interesse hätte ich nicht für möglich gehalten“ staunte Udo Kampschulte, Vorsitzender des Eisenbahn- und Heimatmuseums Erkrath-Hochdahl.

Eberhard Illner, Leiter des Historischen Zentrums Wuppertal, erzählte in seiner Begrüßung von der Begeisterung, die die Erfindung der Dampfmaschine und der Eisenbahn als Startschuss für die Industrialisierung auslöste. Geradezu „messianische Fähigkeiten“ zum Wohl der gesamten Menschheit, Frieden stiftende Wirkung und den Charakter eines „Gottesgeschenks“ schrieben die Zeitgenossen der größten Innovation der Neuzeit zu, was sich bekanntlich als ein wenig zu euphorisch heraus gestellt hatte.

Nachbildungen der beiden historischen Loks „Wupper“ und „Rhein“ zeigen, dass Lokomotivführer und Heizer damals ihre Arbeit bei Schnee, Regen und Sturm im Freien verrichten mussten. Und dass von Eisenbahn-Romantik im harten Alltag wenig zu spüren war, verriet Lokführerin Ute Senger in ihrer ausführlichen Lesung mit Erlebnissen aus vergangenen Eisenbahn-Epochen.

So richtig gemütlich dürfte es auch nicht für die Benutzer der vierten Klasse — die gab es 1843 tatsächlich — gewesen sein, denn die mussten in offenen Waggons ohne Sitzplätze auskommen. Solche und viele andere Dokumente sind hinter Glas zu sehen, ebenso wie die Entwicklung des nach 1963 nach der Elektrifizierung nicht mehr benötigten Lokschuppens in Erkrath zu einem „Ort der Begegnung“ und einem Industrie-Museum, für das Udo Kampschulte und Rolf Fellenberg, Leiter des Museums-Archivs, verantwortlich zeichnen.

Besucher wie Wilfried Hollstein („Ich bin alter Eisenbahner“) zeigten sich angetan von der Ausstellung die bis zum 13. April täglich außer montags geöffnet ist. Mehr Infos: