Bizarrer Tanz, Musik und Geräusche
Das Klappstuhlfest lockt viele Besucher in die Sophienkirche.
Auch in diesem Jahr lockte das Klappstuhlfest bei seinem zweiten Teil zahlreiche Besucher in die Sophienkirche. Vor allem der letzte Programmpunkt bildete den Höhepunkt des Festivals. Musik, Tanz und Performance verbanden Fine Kwiatkowski und Andrés Curchero (Tanz), Christoph Irmer (Violine) und Willehad Grafenhorst (Kontrabass-Balalaika, Elektronik, Licht) perfekt miteinander.
Vor allem Kwiatkowski bannte die Zuschauer mit ihren bizarren, grotesken und energiegeladenen Bewegungen. Ihre völlig eigenständige Art der Körperarbeit wurde umspielt, beantwortet oder kontrastiert von den Bewegungen des spanischen Butoh-Tänzers Andrés Corchero. Er in Regenjacke und Alltagskleidung, sie in Jeans und Shirt ließen sich zunächst nicht voneinander stören, trafen sich, berührten sich fast wie ein Liebespaar, lösten sich aber bald wieder und gingen ihrer eigenen Wege.
Christoph Irmer, künstlerischer Leiter des Festivals, steuerte an der Violine mal zarte, flächige Klänge, aber auch heftige Pizzicati, also gezupfte Töne bei. Das waren Angebote, die die Tänzer manchmal annahmen, oft aber auch ihre eigenen Ideen dagegen setzten. Willehad Grafenhorst gab mit seinem Instrument weitere Klangfarben und Impulse: elektronische Sounds, Brummen, geschredderter Krach, Licht und Videofragmente setzten den Zuschauer noch mehr einer gezielten Reizüberflutung aus. Das gipfelte in überdimensionalen Rollbändern mit hypnotischer Wirkung, die über den Rückzug der Tänzer und das Ende des Stückes hinwegtäuschten.
Völlig andere Ansätze verfolgten die vorangegangenen Duos, bei denen kürzere Darstellungszeiten noch mehr Intensität entwickelt hätten. Erika Matsunami (Video, Soundcollage) fügte in große Naturbilder und gegenstandslose Farbflächen auch Live-Ausschnitte der Hände von Pianist Antonis Anissegos ein, der seinem Instrument verschiedene Akkord-, Pizzicato- und Quietschklänge entlockte.