Boris Leisenheimer: Sammler und Sänger aus Leidenschaft
Der Tenor verstärkt seit dieser Spielzeit das Opern-Ensemble der Wuppertaler Bühnen. Der Tenor wuchs im Theater auf.
Wuppertal. Musik und Theater gehörten von klein auf zum Leben von Boris Leisenheimer. Der Vater Reinhard Leisenheimer sang am Theater Hagen, seine Mutter war dort Maskenbildnerin. "Ich saß ständig hinter der Bühne, auf dem Stuhl des Feuerwehrmanns", erzählt Leisenheimer. Kein Wunder, dass der Junge fest entschlossen war, ebenfalls Sänger zu werden.
Die Voraussetzungen waren perfekt: Das Kinderzimmer grenzte ans Wohnzimmer, in dem der Vater, Professor der Musikhochschule Köln, in den Semesterferien seine Schüler unterrichtete. Aus so einer Konstellation kann nur totale Abneigung oder Hingabe entstehen. Bei Leisenheimer war es eine enthusiastische Liebe zur Musik. Direkt nach seinem frühen Stimmbruch nahm er Gesangsunterricht, stets mit seinem Vater als zweitem Lehrer: "Wenn wir beide Lust hatten, haben wir gemeinsam gearbeitet."
Der Vater warnte ihn vor dem Beruf des Sängers, dem Leistungsdruck, dem ständigen Eingespannt-Sein. Doch der Sohn ließ nicht locker. Schon mit 18Jahren begann er als Jungstudent an der Musikhochschule Aachen, und noch vor Beginn seines regulären Studiums stand er mit der ersten solistischen Partie auf der Bühne seiner Heimatstadt Hagen. "Das war schon ein ganz schöner Stress."
Doch von da an lief es fast von alleine. Nahezu ohne Vorsingen kamen die Angebote von Intendanten oder Dirigenten, die ihn an anderen Häusern gehört hatten: "Es ist so schön, bei einer gelungenen Aufführung in die strahlenden Gesichter des Publikums zu schauen." Leisenheimer gastierte am Gärtnerplatz-Theater in München, an den Staatstheatern Kassel und Oldenburg und verschiedenen städtischen Bühnen.
"Jetzt möchte ich etwas mehr Ruhe haben", erklärt der 32-Jährige, warum er das Festengagement an den Wuppertaler Bühnen wählte. Zusätzlich tritt er nur noch in Hagen auf - dort übernahm er zuletzt mit dem Camille aus der "Lustigen Witwe" eine Partie seines Vaters. Beim WDR nimmt er weiter Opern-Gesamtaufnahmen auf und nebenher gibt er Kollegen Tipps zu Stimme und Werken.
Denn Leisenheimers liebstes Hobby ist das Sammeln und Vergleichen alter Live-Aufnahmen, natürlich von Sängern: "Daraus habe ich ein Gefühl dafür entwickelt, was ich wann singen kann." Er möchte seine Stimme so vorsichtig entwickeln, dass sie bis ins hohe Alter hält. "Es geht darum: Kann ich die Partie auch an schlechten Abenden singen?"
Die Wuppertaler Intendanz habe sich in dieser Frage sehr kooperativ gezeigt und lässt dem Tenor ein gewisses Mitspracherecht. Viele seiner Kollegen kennt Leisenheimer schon lange. Fast die Hälfte der Solisten hat bei seinem Vater studiert. "Wir haben schon oft etwas zusammen unternommen."