Wuppertaler Stadthalle Das Klavier-Festival gastiert in Wuppertal

Vier Konzerte wird es in diesem Sommer in der Stadthalle geben. Ein Pianist spielt zudem im Pavillon des Skulpturenparks Waldfrieden.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Lange ist es her, dass sich Musiker von Weltrang in der Stadthalle regelmäßig die Klinke in die Hand gaben. Zuständig dafür waren damals die Wuppertaler Konzertdirektion Wylach und anschließend für kurze Zeit das Düsseldorfer Konzert Theater Kontor Heinersdorff. Nun scheint wieder Bewegung auf den Johannisberg zu kommen. Denn allein bis zur Sommerpause geben dort vier Weltstars ein Stelldichein. Es ist nun das Klavier-Festival Ruhr, das in diesem Jahr sein Angebot in Wuppertal ausbaut. Ermöglicht wird das durch Sponsoren, die gefunden werden konnten.

„Das Festival ist komplett privat finanziert. Die Ticketpreise decken nur einen Bruchteil der Kosten. Und wir müssen schwarze Zahlen schreiben“, erklärt der Intendant Franz Xaver Ohnesorg. Deshalb sei man für jede Veranstaltung zusätzlich auf Kunstförderer angewiesen. Laut Silke Asbeck habe es im Frühsommer vergangenen Jahres erste Gespräche gegeben. Die Erleichterung muss groß gewesen sein. Denn: „Ohnesorg und ich mussten keine große Überzeugungsarbeit leisten“, so die Stadthallenchefin. Mit ins Boot geholt werden konnten eine anonyme Privatperson, die Vollmann-Group mit Hauptsitz in Gevelsberg, die Wuppertaler Firma August Pohli mit ihrem Geschäftsführer Eberhard Robke, die National-Bank, die Jackstädt-Stiftung und die Wuppertaler Stadtsparkasse.

Also kommt Daniel Barenboim als Klaviervirtuose am 15. März. Werke von Franz Schubert hat er mit im Gepäck. Mit seiner Klaviermusik trat er erst an die Öffentlichkeit, nachdem er 70 Jahre alt geworden war. Er selbst sagte dazu in einem Interview: „Schubert hat eine neue Welt entdeckt… In den Sonaten steckt Schuberts ganze Entwicklung… Sie sind eine Offenbarung, eine spannende, hochinteressante Reise.“

Das Motto „The Americans“ des diesjährigen Klavier-Festivals kommt am 28. Juni voll zum Tragen. Der französische Pianist Jean-Yves Thibaudet und das Orchester der Ludwigsburger Schlossfestspiele werden unter Pietari Inkinen Leonard Bernsteins Sinfonische Tänze aus seiner „West Side Story“ und die Ouvertüre zum Musical „Candide“ vorstellen. George Gershwins Concerto in F ist genauso dabei wie die Symphonischen Tänze op. 45 von Sergej Rachmaninow. Es ist das letzte Werk des russischen Pianisten und Komponisten, das er 1940 in Huntington auf Long Island schrieb. Er starb drei Jahre später in Berverly Hills.

In der Klassik sind Improvisationskünstler nicht alltäglich. Gabriela Montero ist solch ein berühmter Sonderfall. Nach Stücken von Schubert und Robert Schumann wird sie am 5. Juli auf Publikumsvorschläge hin über amerikanische Themen improvisieren.

Bassbariton Thomas Quasthoff hat sich zwar bereits vor fünf Jahren endgültig aus gesundheitlichen Gründen als Lied- und Opernsänger von der Bühne zurückgezogen. Der Jazz liegt ihm aber so sehr am Herzen, dass es Ausnahmen gibt. Eine ist am 16. Juli zu erleben, wenn er mit seinem Quartett im Rahmen der Reihe „JazzLine“ des Klavier-Festivals auftritt. Erstklassige Musiker hat er um sich geschart: Pianist Frank Chastenier von der WDR Big Band, Dieter Ilg am Kontrabass und Schlagzeuger Wolfgang Haffner.

Doch damit nicht genug. Das Klavier-Festival hat in Wuppertal sogar einen weiteren Veranstaltungsort gefunden: den Pavillon im Skulpturenpark Waldfrieden. Pianist Martin Stadtfeld gastiert dort am 2. Juli um 18 Uhr mit einem Soloabend. Er wird dann seinem Ruf, außergewöhnliche Programme vorzustellen, wieder gerecht. Außer einer Passacaglia von Dietrich Buxtehude, einer Berceuse von Frédéric Chopin und als Uraufführung der zweiten Klaviersonate von Stefan Heucke wird er eine eigene Fassung der Goldberg-Variationen von Johann Sebastian Bach bieten. Von den 130 Plätzen sind bereits 100 vergeben. Ohnesorg spricht wegen des sehr geringen Platzkontingents von einem „exklusiven Konzert“.