Kulturprogramm Klavier extra in Kempen Viel Applaus für vorerst letztes Konzert

Kempen. · Der Pianist Amadeus Wiesensee gastierte am Mittwochabend im Kulturprogramm Klavier extra. Es war das vorläufig letzte Konzert in der Kempener Paterskirche. Ab Montag wird der Kulturbetrieb eingestellt.

Werke von Schumann, Schönberg, Brahms, Busoni und Beethoven präsentierte der Pianist in Kempen.

Foto: Norbert Prümen

Jeden, der am Mittwochabend die Kempener Paterskirche betreten will, macht Martin Klap­heck darauf aufmerksam, dass nun auch während des Konzerts die Maske am Platz getragen werden muss. Es ist ruhiger im Raum als sonst. Peter Landmann ergreift an diesem Abend, dem ab Montag wieder ein vorübergehendes Aus des Konzertbetriebs folgen wird, das Wort: „Es scheint darauf hinauszulaufen, dass wir ab Montag keine Konzerte mehr machen dürfen – begrenzt bis Ende November. Das bedeutet wieder eine mangelnde Planungssicherheit für Veranstalter und Künstler.“

So begrüßt Amadeus Wiesensee, der Pianist des Abends, das Publikum für sein „einstweilen letztes Konzert“. Anschließend erklärt er seine Philosophie zur Gestaltung eines Konzerts, denn er musste schließlich das Programm des Abends für zwei Auftritte kürzen. So ersetzte er ein Werk von Busoni durch vier Sonaten von Domenico Scarlatti.

Die Sonate in B-Dur (K 544) trägt zwar die Bezeichnung „Cantabile“, aber bei den zahllosen Trillern kommt das Cantabile kaum heraus. Fragmente einer Melodie blitzen nur ab und zu durch. Ist es eine Folge der Interpretation des jungen Pianisten (Jahrgang 1993) oder hat hier der Komponist das Thema verfehlt?

Von Johannes Brahms hat Wiesensee die Vier Klavierstücke op. 119 auf sein Programm gesetzt. Das Adagio beginnt er zart und fast sphärisch und gibt ihm dann einen wiegenden Duktus – entschieden mehr cantabile als die Scarlattisonate. Man könnte die Melodiebögen mitsummen, wunderbar gefühlvoll werden sie interpretiert. Im nachfolgenden Andantino un poco agitato kommt zu einer ähnlichen Atmosphäre noch ein etwas energisches Spiel hinzu, das elegant zu gesanglichen, wiegenden Elementen zurückfindet.

Das vierte Stück, ein Allegro risoluto, lässt an seiner Bezeichnung keinen Zweifel aufkommen. Es wird temperamentvoller und tänzerischer; ungarische Klänge tauchen immer wieder auf. Man kann sich gut stampfende Tänzer*innen vorstellen, die voller Freude und Entschlossenheit agieren.

Mit der Kürze der Stücke steigert sich Wiesensee: „Nur fünf Minuten für sechs kleine Klavierstücke!“ Es handelt sich um musikalische Miniaturen von Arnold Schönberg.

Ein großes Werk schließt den Klavierabend; es ist die Sonate in c-Moll von Ludwig van Beethoven. Die Satzbezeichnungen setzt Wiesensee höchst überzeugend um. Die emotionale Tiefe seiner Interpretation ist gerade im Arietta ein besonderer Hörgenuss. Behutsam zelebriert er jeden Ton, dann folgt ein leicht beschwingtes Cantabile, und rhythmisch fein akzentuiert kommt seine Präsentation des Schlusses. Ist es da nicht nur noch ein kleiner Schritt von Beethoven zum Jazz? Das Publikum drückt seine Begeisterung über das Gastspiel des jungen Pianisten mit stehendem Applaus aus.

Das Familienkonzert am Samstag, 31. Oktober, im Rokokosaal und das Konzert von Il Giratempo am Sonntag, 1. November, in der Paterskirche finden noch statt. Die im November ausfallenden Konzerte sollen noch in dieser Saison nachgeholt werden. Die Eintrittskarten behalten ihre Gültigkeit.