Ausstellung im Freilichtmuseum Grefrath noch bis zum 1. November Christliches Leben am Niederrhein

Grefrath. · Das Freilichtmuseum in Grefrath zeigt in der Wohnanlage Hagen eine neue Dauerausstellung zum Thema Frömmigkeit und Aberglauben am Niederrhein. Ein Besuch lohnt sich. Auch am Wochenende ist das Museum geöffnet.

Highlight der Ausstellung ist die Decke im mittleren Raum. Sie stammt aus St. Hubert und zeigt das Wappen Christi mit Dornenkranz, Kreuz und den Wunden.

Foto: Norbert Prümen

Der kleine Weihwasserkessel neben dem Bett, das Kreuz über der Eingangstüre oder das Kastenbild mit dem Myrtenkranz der Braut gehörten zum Alltag, zum Lebensumfeld der Menschen am Niederrhein dazu. Alle Lebensbereiche waren durchdrungen von religiösen Ritualen und Bräuchen, sogar der Jahreskreis wurde von religiösen Festen und der Anbetung von Heiligen bestimmt.

Dieses von der christlichen Religion bestimmten Lebens am Niederrhein hat sich die neue Dauerausstellung im Niederrheinischen Freilichtmuseum in Grefrath angenommen und im historischen Wohnhaus der Wohnanlage Hagen anschaulich umgesetzt.

Ein Ausstellungsstück zum Anfassen ist das drehbare Kreuz in leuchtendem Gelb, das Kevin Gröwig im Eingangsbereich präsentiert.

Foto: Norbert Prümen

Der stellvertretende Museumsleiter Kevin Gröwig ist Frömmigkeit und Aberglaube nachgegangen. „In der Ausstellung sollen sich Generationen begegnen und austauschen“, ist sein Anliegen. Denn die unterschiedlichen Ausstellungsstücke und Tafeln sind nicht nur für Erwachsene, sondern mit besonderen Bildtafeln auch für Kinder konzipiert. Wenn die Hygienevorschriften nicht mehr so streng eingehalten werden müssen, sind Filme und Tonbeiträge abrufbar. Momentan geht dies nur über das Herunterladen der Museums-App auf das Smartphone oder auf das Tablet.

Direkt im Eingangsbereich ist „Anfassen erwünscht“. Ein Drehkreuz zeigt den gekreuzigten und den auferstandenen Jesus. „Schaukästen und Tafeln erstrahlen in einem leuchtenden Gelb“, erklärt Kevin Gröwig. Diese Farbe sei gewählt worden, um nicht mit einer liturgischen Farbe zu kollidieren, außerdem symbolisiere sie das Licht. Von der Wiege bis zur Bahre geht es im zweiten Zimmer mit Totenbrett, Patenbrief und Versehbesteck für die Krankensalbung weiter. „Unser Highlight in der neuen Dauerausstellung ist die Decke im mittleren Raum. Sie stammt aus St. Hubert und zeigt das Wappen Christi mit Dornenkranz, Kreuz und den Wunden. Ein extra gebauter Stuhl ermöglicht den Besuchern einen optimalen Blick auf die Decke. Bei den Exponaten rund um die Heiligenverehrung steht auch eine Kerze mit der Heiligen Corona. „Sie ist eigentlich die Schutzheilige in Geldangelegenheiten, hilft aber auch bei Krankheit und Seuche“, sagt Kevin Gröwig, der die Kerze extra für die Ausstellung in einem Devotionalienhandel bestellt hat.

In Schaukästen werden Kreuze und Devotionalien gezeigt.

Foto: Norbert Prümen

Fotos von niederheinischen Weihnachtsessen gesucht

In der ganzen Ausstellung finden sich immer wieder Präparate, die, täuschend echt, extra angefertigt wurden. So liegt in einer Vitrine ein Weckmann zum Thema Heiligenverehrung rund um St. Martin. Eine Schale mit Gründonnerstagssuppe oder ein Teller mit Kartoffelsalat und Würstchen steht beim Weihnachtsfest als klassisches Festmahl parat. Daneben ist jedoch noch eine freie Tafel zu finden: „Hier suchen wir Fotos von Niederrheinern, die ihr Weihnachtsessen, ob früher oder heute, fotografiert haben“, ruft der stellvertretende Museumsleiter dazu auf, Fotos für eine Collage zu schicken. Per Mail können diese an Freilichtmuseum@Kreis-viersen geschickt werden. Unter dem Dach endet die Schau mit den Feierlichkeiten der Karwoche, dem Weihnachtsfest und den Sternsingern. Ein großer Adventskalender für die Kinder lädt zum Abschluss noch einmal zum Anfassen und neugierigen Mitmachen ein.

Bei einem Rundgang mit der Familie kommen die Generationen unweigerlich über schwarze Wetterkerzen, Hufeisen als Glücksbringer oder tierische Todesboten wie das Käuzchen in einen regen Austausch rund um Heiligenverehrung und Aberglaube.