Cembalo Glück ist, die Musik zu spielen, die man mag

Der Cembalo-Star Mahan Esfahani ist der Solist beim zweiten Sinfoniekonzert.

Mahan Esfahani ist ein Star am Cembalo - am 28. und 29. Oktober konzertiert er zusammen mit dem Sinfonieorchester in der Stadthalle.

Foto: Katja Smith

Was bedeutet Musik für Sie?

Mahan Esfahani: Musik ist eine totale Umarmung.

Sie haben mal gesagt, Sie wollen Ihr Leben mit dem Cembalo verbringen.

Esfahani: Auf jeden Fall. Es gibt nichts Besseres, was ich mit meinem Leben anfangen könnte.

Wie haben Sie das Cembalo für sich entdeckt?

Esfahani: Mein Onkel gab mir eine Musikkassette mit Bachs Cembalo-Konzerten, gespielt von Karl Richter mit dem Münchener Bachorchester. Ich war neun Jahre alt und wusste, das war genau das, was ich tun wollte.

Sie sind im Iran geboren und in den USA aufgewachsen. War das für Ihren musikalische Weg bedeutsam?

Esfahani: Es ist schwierig, Künstler in den USA zu werden, wenn du Einwanderer bist, einen iranischen Namen hast. Ich ging auf eine staatliche Schule, hatte nicht die Gelegenheit zu einer Schule mit Musikschwerpunkt zu gehen und in einer Gesellschaft groß zu werden, wo der Staat die Musikausbildung unterstützt. Nach Europa zu kommen, war eine große finanzielle Herausforderung. So hat meine Herkunft bewirkt, dass ich doppelt so hart gearbeitet habe. Unabhängig davon hatte ich durch meinen musikalischen Vater das Glück, in einer Umgebung mit viel Musik aufzuwachsen.

Und jetzt sind Sie ein Superstar.

Esfahani: Darüber denke ich nicht nach. Wenn ich die Chance habe, die Musik zu spielen, die ich mag, dann bin ich glücklich. Das ist wichtig.

Johann Sebastian Bach ist Ihr Lieblingskomponist.

Esfahani: Bach ist besser als alles, was wir mit Musik machen können. Er macht unzerstörbare Musik. Aber er ist nicht universell, wie manche sagen. Das würde bedeuten, dass alle Menschen in allen Ländern Bach verstehen könnten. Das ist Unsinn. Bach macht Sinn für uns im Westen, fußt auf einer bestimmten Kultur. Wenn wir Bach zum Gott erheben, dann dürfen wir nicht mehr kritisch sein. Und wir müssen kritisch sein, wenn wir Bach spielen, ihn interpretieren. Es ist dumm, wenn Menschen sagen, dass Bach eine heilige Figur sei und wir seine Musik objektiv interpretieren müssen. Bach ist ein Mensch.

Sie haben letztes Jahr eine viel beachtete Einspielung von Bachs Goldberg Variationen herausgebracht.

Esfahani: Ich werde sie sicherlich noch ein-, zweimal aufnehmen. Es ist wichtig, zu beachten dass sie eine experimentelle Arbeit Bachs sind. Er hat immer wieder neue musikalische Trends gesetzt. Sie präsentieren ihn als Entdecker. Er war schon 56, 57 Jahre alt, als er sie schrieb. Und er experimentierte immer noch, machte Späße. Ich experimentiere mit seinem Experiment.

Sie probieren aktuell ein neues Cembalo, ein Cembalo der Zukunft, aus.

Esfahani: Ja, ich habe ein Cembalo mit einem Resonanzboden aus einem Material gebaut, das ich nicht verraten möchte. Ein lauteres Instrument mit mehr Möglichkeiten der Farbe und des Klangs, zusätzlichen Tönen und ähnlichem. Ich „spiele“ damit. Es ist nicht besser oder schlechter als ein „altes“ Cembalo. Ein Experiment. Es ist wichtig, etwas Neues zu versuchen. Wenn man nicht mehr experimentiert, ist man tot.

In Wuppertal spielen sie Francis Poulencs Concert champêtre.

Esfahani: Ich liebe das Stück, spiele es regelmäßig, es ist sehr speziell, das erste wichtige Konzert, das für Cembalo geschrieben wurde. Poulenc machte einen Scherz, indem er ein antikes Instrument modern einsetzte. Das sollte man beachten. Es ist das Stück eines jungen Mannes, ein Stück aus dem Frankreich vor dem Krieg (1927/28, Red.). Poulenc hat eine gute Art, die Zuhörer anzusprechen. Ich bin glücklich, daran teilzuhaben.