Der Kunst-Cluster steckt voller Überraschungen

300 Künstler bringen Bewegung in die Elba Fabrik. Das Ergebnis ist mitunter skurril.

Wuppertal. "Wo geht’s zum Designmarkt?" Die ehemaligen Elba-Fabrikhallen an der Moritzstraße sind alles andere als übersichtlich. "Weiß nicht", murmelt einer beim Vorbeigehen. "Ich staune einfach nur", sagt er und verschwindet dann in den Gängen des Gebäudes. 300 Künstler haben sich zum NRW-Tag in den alten Fabrikhallen an der Wupper sowie in den Arrenberg’schen Höfen unter dem Namen "Kunst Cluster" zusammengefunden.

Beim Schlendern durch die alte Fabrik erwartete den Besucher an jeder Ecke eine neue Überraschung. Enge Gänge, steile Treppen: Jeder Raum ist anders - hell, dunkel, chaotisch, bunt, trist, leer, voll. Überall hängen Bilder, Fotomontagen, Kollagen, stehen Skulpturen unvermittelt im Raum, Installationen versperren den Weg. Es gibt viel Skurriles zu sehen: große Akt-Fotos, an Wände projizierte Riesen-Kakerlaken, einen ausgestopften erhängten Hasen oder eine "Kunstkartoffel". Kunst als Ergebnis eines kreativen Prozesses? Hier wird klar: Der Prozess selbst ist die Kunst.

Zwischen ausgestellter Kunst wird improvisiert, Musik gemacht, getanzt, Kunst "entkleidet", entworfen und geschaffen. Hier sprühen Sprayer, dort fuhrwerkt ein Maler mit dem Pinsel herum. Dann stößt der Besucher auf eine im Raum angelegte grasgrüne Rasenfläche, den "Garten Eden", in dem Geraldo Si gerade seine Ein-Mann-Choreografie präsentiert.

Die Wuppertaler Künstler BrindlArt und Eberhard Kranemann haben es sich im zweiten Stock gemütlich gemacht. "Es ist ein Happening", sagt BrindlArt. "Wir schlafen hier, duschen hier, essen hier." Dazwischen machen sie Kunst. 1500 Neugierige, so schätzt er Samstagabend, seien schon an seinem "Domizil" vorbeigekommen.

"Kunst greift in Kunst", stellt ein Besucher fest. Ein Bild wird untermalt von den Klängen der Musikveranstaltung im Nebenraum und wird - wie soll es anders sein - wieder zu Kunst. Die Idee zur Aktion kam unter anderem von BrindlArt und Kranemann. Ihre Idee zog immer weitere Kreise - am Ende entsteht ein kunterbuntes Potpourri an junger, dynamischer, nicht etablierter Kunst. "Es ist einfach wunderbar", findet Jutta Keller. Sie ist eigens aus Bonn angereist. "So etwas habe ich in Wuppertal nicht erwartet." Felix Baltzer, Meisterschüler von Tony Cragg, Tänzer wie Chrystel Guillebeaud und Chun-Hsien Wu, Schauspielerin Anna Polke und Tasso, derzeit einer der besten fotorealistischen Sprayer Deutschlands, aber auch Künstler aus Mexiko, Peru, China und Japan - sie alle begegnen sich beim NRW-Tag.