Salome tanzt in Elberfeld
Das Wuppertaler Taltontheater bringt den biblischen Stoff im Forum auf die Bühne. Jens Kalkhorst setzt auf Oscar Wilde.
Wuppertal. Diese Salome ist ein stolzes Weib. Geschmeichelt sonnt sie sich in der Bewunderung des Tetrarchen Herodes, ihres Stiefvaters. Keine Spur von Verstörung, dass dieser Trunkenbold, der schon ihren Vater umbrachte, jetzt sie auf den Thron ihrer Mutter setzen will.
Lasziv lächelt Angela del Vecchio vom Taltontheater auf der kleinen Bühne im Forum Rex, gleitet mit schlangengleichen Schritten über die Bühne. Jens Kalkhorst, Chef des Wuppertaler Ensembles, hat sich des selten gespielten Dramas von Oscar Wilde angenommen. Er serviert eine interessante Deutung in spannungsgeladenen 90 Minuten, die jeglichen Gedanken an die berühmtere Oper von Richard Strauss verblassen lässt.
Die Bühne ist fast leer. Die wenigen, neutralen bis modernen Requisiten deuten das Ambiente nur an und richten die Konzentration voll auf den Text. Viele Nuancen entdecken die Schauspieler darin, und ihre weiträumige Verteilung auf der Bühne entwickelt zusätzliche Wirkung.
Grandios spielt David Meister den Herodes. Ein Ekel ist er, Furcht erregend und lächerlich zugleich: Mit hängendem Kopf, strähnigen, langen Haaren und nervösen Bewegungen flippt er herum, kommandiert lispelnd seine Leute und schwankt zwischen Hochstimmung und Traurigkeit. Salome soll ihn erheitern - wenn schon nicht durch einen Biss in die von ihm gereichte Frucht, so doch mit dem Tanz der sieben Schleier.
Diese schwierige Einlage umgeht Kalkhorst etwas holprig: Der Tanz wird zu Debussys "Syrinx" - ein Querflötenstück, in dem es um eine von Pan verfolgte Nymphe geht - nur angedeutet. Angela del Vecchio macht ein paar ägyptisch anmutende Bewegungen, dann wird es schwarz, wieder ein Spot auf ein paar Bewegungen, wieder schwarz.
Anschließend dann fordert sie den Kopf des Jochanaan. Dieser ist bei Kalkhorst kein entrückter, vergeistigter Prophet, sondern ein zwischen Keuschheit und Sinnlichkeit hin- und hergerissener Mann. Kraftvoll sieht Maurice Kaeber mit seinen recht ordentlichen schwarzen Klamotten und seiner dichten, schwarzen Lockenmähne aus. Seine Stimme kommt nicht weither deklamierend aus der Zisterne, sondern wie in einem intimen Gespräch vom Hintergrund der Bühne.
Als sich Salome ihm nähert, ihn berührt und küssen will, kann sich dieser Jochanaan nur mit äußerster Kraft der Anziehung des Mädchens entziehen. Umso plausibler werden dadurch ihre Beharrlichkeit und ihre Trotzreaktion, diese in ihrem Leben wohl erste Verweigerung mit dem Tod zu bestrafen. Regie: nnnnn Bühne: nnnnn Ensemble: nnnnn