Die Bühnen touren quer durch die Stadt
Raumnot macht erfinderisch: Gespielt wird in Schulen, Kirchen und Firmenräumen.
Wuppertal. Die Wuppertaler Bühnen machen aus der Not eine Tugend: Das Kleine Schauspielhaus ist seit Sommer geschlossen, die neue Spielstätte ist im Bau und erst in der kommenden Spielzeit premierenbereit — doch das Ensemble lässt deshalb noch lange nicht die Köpfe hängen.
Wie die WZ berichtete, hat Julia Wolff („Die Frau, die gegen Türen rannte“) gerade erst im Café Ada eindringlich gezeigt, welche Ursachen, Nebenwirkungen und verheerenden Folgen Trinksucht haben kann — sie spielt eine Alkoholikerin.
Am Samstag folgt bereits die nächste Premiere: Dorothea Brandt ist „Die ägyptische Maria (Maria Egiziaca)“. Johannes Blum (Inszenierung) und Florian Frannek (Musikalische Leitung) präsentieren das „Mysterium in einem Akt“ von Ottorino Respighi in italienischer Sprache mit deutschen Übertiteln. Gespielt wird nicht etwa auf einer klassischen Theaterbühne, sondern an Orten, die der Geschichte eine ganz besondere Atmosphäre verleihen dürften: in Kirchenräumen (siehe Info-Kasten).
„Ich lerne Wuppertal in meiner letzten Spielzeit noch einmal ganz neu kennen“, freut sich Blum. Theater in geweihten Räumen — sind da nicht Diskussionen programmiert? Blum schüttelt den Kopf. „Provokation ist nicht unsere Sache. Darum geht es ja auch in der Geschichte nicht. Außerdem haben wir den Pfarrern unser Konzept detailliert vorgestellt. Es gibt ein großes gegenseitiges Vertrauen.“
Zumal es scheint, als sei die Handlung wie für Kirchenräume gemacht: Die 1931 komponierte Kirchenoper basiert auf der Heiligenlegende der ägyptischen Maria. Die junge Frau führte ein Leben voller sexueller Leidenschaft. Nach Jahren der Exzesse und Selbstvergessenheit steigt sie auf ein Schiff nach Jerusalem und bezahlt mit ihrem Körper für die Überfahrt. Am Ziel angekommen, versucht sie, Trost bei der Kreuzaufrichtung in der Kirche zu finden.
Auch die Bühnen haben gesucht — und gefunden. „Die Idee, die dahinter steckt, ist, dass wir in jeden Stadtteil kommen“, sagt Blum. „Auch der einzelne Stadtteil gewinnt also.“ Blum ist gespannt, wie das Ganze in den Kirchen klingt: „Das Orchester wird jeden Abend eine andere Situation erleben.“ Was nicht zuletzt ein „wahnsinniger logistischer Aufwand“ sei. Eine Herausforderung wurde bereits gemeistert: Das Bühnenbild passt an jeden ausgewählten Ort. „Das war das Schwierigste. Wir mussten etwas finden, das überall funktioniert.“