Die doppelte Hildegard Knef

Neues Programm „Für mich soll’s rote Rosen regnen“: Die Wuppertaler Bühnen feiern die Hits und den Humor einer starken Frau.

Wuppertal. Rote Rosen regnet es noch nicht, dafür hagelt es bereits Komplimente. "Egal, was sie gemacht", schwärmt Ingeborg Wolff, "sie hat immer alles gegeben, war deshalb angreifbar und verletzlich."

Die Begeisterung, die aus den glänzenden Augen der Schauspielerin spricht, gilt Hildegard Knef, die "sich nie verbiegen ließ. Sie war Bestandteil der Glamour-Welt, aber gleichzeitig auch immer ein Fremdkörper."

Grund genug, um ein Loblied auf den einstigen Weltstar zu singen - genau genommen sind es sogar 33 musikalische Häppchen, die Ingeborg Wolff und ihre Kollegin Anja Barth ab dem 22. Februar in der Alten reformierten Kirche (Kirche in der City) servieren.

Der Titel könnte nicht passender sein: "Für mich soll’s rote Rosen regnen", das versprechen die Wuppertaler Bühnen in Anlehnung an einen der größten Knef-Hits. Die Idee, die charismatische Künstlerin (1925-2002) mit einem "musikalisch-seelischen Porträt" auferstehen zu lassen, hatte Wolff, als sie "nach ihrem Tod zufällig ihre Autobiografie ,Der geschenkte Gaul’ in die Finger bekam".

Ein Leseerlebnis, das sie nicht mehr los ließ: "Seitdem war ich besessen von dem Wunsch, einen Knef-Abend auf die Beine zu stellen." Kein Wunder: Der Wuppertaler Publikumsliebling ist mit dem Filmstar groß geworden. "Ich kannte all ihre Hits. Beim Lesen habe ich dann gemerkt, wie toll sie auch schreiben kann: trocken, direkt und unsentimental."

Und darum geht es auch auf der Bühne: um die Schatten- und Sonnenseiten im Rampenlicht, um "eine starke Frau" mit Lebensängsten, "die jeder kennt", und um eine Mischung aus bekannten und unbekannten Knef-Liedern, die "ihre Kraft und ihre freche Schnauze" dokumentieren, "anrührend sind, aber auch Sarkasmus durchblitzen lassen".

Dabei lebt die Chanson-Königin gleich zweimal auf: Neben Ingeborg Wolff besteigt auch Anja Barth den Thron der deutschen Ikone. Die eine ist die reife, die andere die junge Knef: Abwechselnd spielen sie den aufstrebenden Hollywood-Star oder die schicksalsgebeutelte Diva. Seit drei Wochen probt das Damen-Duo, um mit Originalzitaten aus den Romanen "Der geschenkte Gaul" , "So nicht" und "Das Urteil" zu jonglieren.

Parallelen sind dabei keinesfalls zufällig, wie Wolff betont: "Immer wieder etwas Neues anfangen - das war und ist auch mein Weg." Zwar ist die Wuppertalerin nicht rund hundertmal umgezogen wie die Knef, künstlerisch jedoch sucht sie regelmäßig neue Herausforderungen: "Ich trau’ mich seit 20 Jahren, eigene Szenen und Figuren zu entwickeln."

Außerdem gibt es da noch eine andere Ähnlichkeit. "Wir sind im gleichen Alter Mutter geworden", meint Wolff mit dem entsprechenden Stolz. Knef bekam mit 42 Tochter "Tinta", während der Nachwuchs im Hause Wolff Claire heißt. Die "Grande Dame" der Bühnen freut sich, dass die 22-Jährige in ihre Fußstapfen treten und Schauspielerin werden möchte.

Am 22. Februar kann sie bestimmt noch einiges lernen: Um 19.30 Uhr feiert ihre Mutter als Knef Premiere: eine starke Frau spielt eine starke Persönlichkeit.