Das neue Von der Heydt-Museum
Lichtes Grau ersetzt die kräftigen Wandanstriche vergangener Jahre.
Wuppertal. Ruth sitzt in der Küche. Na ja, nicht wirklich. Vielmehr hat sie ihr Schöpfer, der Künstler George Segal, dorthin zitiert, um sie dann ins Von der Heydt-Museum zu rücken. Dort hat die Skulptur jetzt einen neuen Platz, nachdem Direktor Gerhard Finckh die Räume umgestaltet hat.
Ruth zur Seite hängen Gerhard Richters "Scheich mit Frau" und ein abstrakt-furioser "Brand in Rom" von Georges Mathieu. An den Kontrast muss man sich gewöhnen, doch Georg Westerholz gefällt sein Liebling "Ruth" im anderen Licht: "Kunst darf nicht zur Gewohnheit werden", sagt er. Dieses Werk und andere seien durch die neuen Beziehungen wieder stärker präsent. "Für eine bestimmte Zeit war das frühere Konzept gut und richtig." Der Umbau aber bringe das Museum wieder neu ins Gespräch.
Detlef Schmitz sieht das ähnlich. "Ich kenne das Museum seit Jahrzehnten", sagt er, "jetzt war es mal Zeit für eine Änderung." Die wirke angenehm erfrischend und lasse die Farbigkeit der Bilder stärker wirken.
Lichtes Grau ersetzt die kräftigen Wandanstriche vergangener Jahre. Die hätten nach Ansicht des Künstlers Georg Janthur zu starken Einfluss auf die Bilder ausgeübt. Das Grau sei dagegen ideal neutral. Als positiv bewertet er auch, dass die Anzahl der Bilder reduziert wurde, bemerkt aber noch ein Detail: "Die Strippen sind weg." In der Tat, einzig schwere Kaliber, wie das des Niederländers Cornelius van Haarlem hängen noch an Stahlseilen.
Künstlerin Hilde Birkhölzer-Dehnert verlässt gerade den Saal, in dem van Haarlems Bild zu sehen ist. Da habe sie ihre Probleme, aber das liege wohl am Raum. Ansonsten ist ihr Urteil klar: "Durchgehend schön. Man stutzt positiv", meint sie zur kontrastreichen Hängung. "Alles wirkt so großzügig."
Über die neue chronologische statt der vormals thematischen Ordnung habe sie noch gar nicht nachgedacht, sagt Künstlerkollegin Eva Maria Kentner, die sich gerade erst einfindet. Was ihr beim ersten Blick gefällt: "Jedes Bild hat jetzt die Möglichkeit, sich zu entfalten."
Dass die frühere Farbigkeit der Wände "sehr schwierig" war, empfindet auch die Malerin Elisabeth Knorr-Sehnert. "Das Museum wird stark aufgewertet, manche Bilder fallen mir erst jetzt auf. Sehr ästhetisch."
Selbst die jungen Besucher sind begeistert. Maximilian Riesbeck war schon zu Kindergartenzeiten im Museum. Dass ihn ein neues Haus erwarten würde, hatte er gar nicht gewusst. Ihm gefällt’s, doch sucht er immer noch seinen Liebling Picasso. Maximilians Freund Martin Difort ist schon fündig geworden und zeigt auf seinen Favoriten: August Mackes "Gartenhäuschen in Tegernsee". Warum gerade das? "Es ist schön gemalt!"