Ausstellung Retrospektive lockt viele Besucher ins Von der Heydt-Museum
Leseraktion zur Ausstellung zu Jankel Adler stößt auf große Resonanz. Mehr als 500 Besucher kommen ins Wuppertaler Von der Heydt-Museum.
Wuppertal. Die meisten Besucher des Von-Heydt-Museums in Wuppertal haben am Samstag ihre Eintrittskarten schon mitgebracht. Sie tragen sie zusammengefaltet in der Hand oder holen sie aus einer Tasche und legen sie an der Kasse des Museums vor. An diesem Tag kommen sie mit der Seite 3 der „Westdeutschen Zeitung“, des „Solinger Tageblatts“ oder des „Remscheider General-Anzeigers“ gratis in die Ausstellung „Jankel Adler und die Avantgarde“.
Und trotz sommerlichen Wetters und Wochenendtrubels in der Elberfelder Innenstadt findet das Angebot eine starke Nachfrage. Mehr als 500 Kunstinteressierte kommen bis zum Abend, um sich die Schau anzusehen. Im Schnitt neun von zehn Besuchern haben die Zeitungsseite mitgebracht. „Das ist schon eine wirklich gute Resonanz“, sagt Museumsmitarbeiterin Elke Martini, die an der Kasse sitzt und für die mitgebrachten Zeitungsseiten jeweils bis zu zwei orange Bändchen verteilt, die sich die Gäste ums Handgelenk machen können und die zum freien Eintritt berechtigen. Die Zeitungsseiten werden dann ihr neben auf einem großen Stapel gesammelt.
Das Thema „Avantgarde“ lockt offenbar die Menschen, zudem sind viele auch neugierig auf einen Künstler, der der breiten Öffentlichkeit bislang eher kaum bekannt war und der über die Barmer „Wupper-Gruppe“ auch Kontakte in die Region hatte. Der 1895 in Tuszyn nahe Lodz geborene Adler entstammt einer polnisch-jüdischen Familie und stand im Mittelpunkt der künstlerischen Avantgarden der 1920er Jahre.
Die Ausstellung im Von der Heydt-Museum ist die erste Retrospektive zu Adler seit 30 Jahren und zeigt Werke aus allen Schaffensphasen des 1949 gestorbenen Künstlers. Die Schau präsentiert 110 Werke von Jankel Adler, die wiederum mit noch einmal so vielen Werken seiner künstlerischen Weggefährten ergänzt werden - zu sehen sind unter anderem Arbeiten von Otto Dix, Marc Chagall, Paul Klee oder Pablo Picasso.
Die Gelegenheit zum Gratisbesuch hat unter anderem Frank Wickendick genutzt. Der Wuppertaler ist mit seinem Freund Dirk Schumacher gekommen und zeigt sich vor allem davon beeindruckt, wie sich der Stil Adlers zwischen den 1920er und 1940er Jahre entwickelt hat. Vor allem bei den ernsten Motiven stelle man „eine Ähnlichkeit mit Otto Dix“ fest, sagt Wickendick. Die beiden wollten eigentlich schon bei der Eröffnung Mitte April in die Ausstellung gehen. Nun haben sie spontan die Gelegenheit genutzt und das Museum aufgesucht.
Beeindruckt von der Schau zeigen sich auch Elfriede und Jochen Mudra, die mit ihrer achtjährigen Enkelin Julia durch die Räume gehen. „Es ist schon interessant, die Bilder zu sehen, wenn man weiß, dass der Maler später geflohen ist“, sagt Elfriede Mudra. Als Jude musste Adler 1933 vor den Nationalsozialisten nach Paris flüchten, später zog er nach London. Diskreditiert wurden seine Arbeiten zudem dadurch, dass sie 1937 im Rahmen der Münchener Ausstellung „Entartete Kunst“ gezeigt wurden.
Enkelin Julia kann mit der künstlerischen Verfremdung in den Motiven von Adlers Werken freilich nicht viel anfangen. „Die Menschen sehen da aus wie Roboter“, sagt sie als Reaktion auf eines der Bilder. Das sei schon etwas seltsam und auch ein wenig „angsteinflößend“.
Begeistert von der Ausstellung ist dagegen Jutta W. Das ist „ganz toll“ hier, sagt die Düsseldorferin, die extra für die Leseraktion nach Wuppertal gekommen ist. Sie fahre oft zu Ausstellungen und begeistere sich für moderne Kunst. Die verschiedenen Stilrichtungen, die in der Jankel-Adler-Ausstellung zu sehen seien, passten „alle zusammen“, zudem seien die Bilder „sehr gut platziert“. Ihr Fazit lautet deshalb: „Ich werde die Ausstellung weiterempfehlen.“