Small Friendly Giant: So schmeckt Schweden

Anna Luca Mohrhenn trat mit ihrer Band im Kronleuchterfoyer des Opernhauses auf.

Foto: Stefan Fries

In Anna Lucas neuen Liedern geht es um ihre private Reise in die Vergangenheit. Ihr Großvater starb, ein Sohn wurde geboren. „Die eine Generation geht, eine andere kommt“, sinnierte sie am Anfang. Es folgte eine musikalische Aufarbeitung von Erlebnissen, Erinnerungen. Damit sorgte sie für ein kurzweiliges Stündchen im Rahmen der Jazzreihe „Nachtfoyer“ im gut besuchten Kronleuchterfoyer des Opernhauses. Sie roch und schmeckte das Ambiente Schwedens, ihrer zweiten Heimat.

Es waren auch Orte dabei, die ihr wehtun. Ein Haus will sie an einem See dort bauen: „Deep Blue Sea of Soul“. Ein Riese kommt, der alles kaputt macht, trotzdem zärtlich zu kleinen Dingen ist: „The Giant“. Ihr Großvater tauchte immer wieder auf. Wenn sie ihn besuchte, waren ihr größter Schatz auf Erden die Sommerhimbeeren: „Hallonsommar“.

„Take Your Armor Off“ oder „Follow The White Rabbit“ waren weitere Nummern, mit denen sie ihre Geschichte Revue passieren ließ. Die Stücke sind ihr so wichtig, dass sie sie auf einer CD verewigen will. Sehr melodiös und gefühlsbetont in der Manier des Singer-Songwritings sind die Lieder gehalten. Mit ihrer wandelbaren Stimme brachte sie deren Stimmungen mitreißend zum Ausdruck, schlug das Publikum in ihren Bann.

Aber auch die Mitglieder ihrer Band „Small Friendly Giant“ — der kleine freundliche Riese — ließen keine Wünsche offen. Roman Babik sorgte am Flügel für ein abwechslungsreiches, präzises harmonisches Gerüst und glänzte mit höchst kreativen, stilistisch vielfältigen solistischen Einlagen.

Sebastian Räther sorgte nicht nur für ein solides Bassfundament. Seinem Kontrabass entlockte er darüber hinaus eine außerordentlich große Palette an groovenden tradierten wie modernen Jazzriffs und Licks. Auch seine erstklassige Bogentechnik führte zu runden, sonoren Tönen - nicht immer selbstverständlich für Jazzmusiker.

Genauso kunstfertig ging Yonga Sun mit seinem Schlagzeug um. Mal mit festem Zugriff, mal mit einem dezenten Umgang mit Trommeln und Becken brachte er den emotionalen Gehalt des Programms rhythmisch und perkussiv packend zum Ausdruck.

Ohne eine Zugabe wurde das Quartett nicht entlassen. Das Wiegenlied „In Your Sleep We’ll Sail“ war das passende Schlussstück für den behaglichen Jazzabend.