Ausstellung Ein exklusiver Blick auf Paula Modersohn-Becker
Wuppertal · Kuratorin Beate Eickhoff führte 20 WZ-Leser exklusiv durch die Ausstellung im Von der Heydt-Museum.
Eine Gratis-Führung durch die Ausstellung rund um Paula Modersohn-Becker (1876-1907) – das klingt vielversprechend. Noch schöner ist es, wenn einen die Ausstellungsmacherin, Beate Eickhoff, durchs Von der Heydt-Museum führt. Dieses Vergnügen hatten vergangene Woche 20 Besucher, die erfolgreich an der Verlosung der Westdeutschen Zeitung teilgenommen hatten.
Zu den Gewinnern gehörten die Wuppertalerin Karin Villbrandt und Cornelia Wollnick aus Solingen. Wie die anderen Teilnehmer fanden sie sich auf der ersten Museumsetage ein und wurden von Eickhoff freundlich in Empfang genommen. In den vergangenen Jahren haben die beiden Freundinnen öfters das Von der Heydt-Museum besucht. Gern erinnert sich Villbrandt an die Tony Cragg-Ausstellung und die 2017 gestartete Manet-Schau. Die Aktion für WZ-Leser kam für beide zur richtigen Zeit. „Wir haben noch eine Woche vorher besprochen, dass wir in die Ausstellung gehen.“
Mit Eickhoff konnte die Besuchergruppe eine gute Stunde lang in die Kunst der frühverstorbenen Malerin und ihrer Zeitgenossen eintauchen. Dass es dabei auch um Modersohn-Beckers Kolleginnen ging, war der Kuratorin wichtig. Gleich zu Beginn stellte sie ein Gemälde der 1860 in Elberfeld geborenen Emmy Lischke vor. „Es gab damals bekannte, starke Frauen in der Malerei“, erklärte Eickhoff. „Sie hatten es nur schwerer.“
Von diesen Schwierigkeiten konnten die junge Paula Becker und ihre Malerfreundin Clara Westhoff ein Lied singen. In der Künstlerkolonie Worpswede spornten sie sich gegenseitig an – und Westhoffs Büste der Freundin von 1899 war einer der Hingucker, an denen Besucher verweilten. Doch die produktive Gemeinschaft zerbrach, als Westhoff den Dichter Rainer Maria Rilke heiratete.
Modersohn-Beckers
Inspirationsquellen
Auch Paulas Ehe mit dem Maler Otto Modersohn (1865-1943) war nicht einfach. Eickhoff sprach von „Ottos Zwiespalt“. Während er die Farbe auf ihren Bildern bewunderte, lehnte er die kühne Form strikt ab.
Vom ländlichen Worpswede zog es Paula ab 1900 in die Metropole Paris. Dort besuchte sie Malkurse und Museen und schrieb begeisterte Briefe nach Hause. Eickhoff zeigte ihre Inspirationsquellen. Darunter Porträtbilder, die im alten Ägypten in die Umhüllungen von Mumien eingewickelt wurden. „Sie sind zu Lebzeiten gemacht, aber für die Ewigkeit gedacht“, resümierte Eickhoff.
In ihren letzten Lebensjahren machte die Künstlerin eine Entwicklung durch, die ihr Mann nicht mehr nachvollziehen konnte. „Das ist die Tragik, dass Modersohns Kunst aus der Provinz nicht herauskommt“, kommentierte Eickhoff – und ihre Zuhörer schmunzelten.
Die Modernität des Spätwerks fällt immer noch ins Auge. Die frühen Bilder hätten ihr besser gefallen, sagte eine Besucherin. Eickhoff warf einen anderen Blick darauf. Die Landschaften im Hintergrund der Porträts wandelten sich nach und nach in reine „Farbräume“.
Von der Führung nahmen Karin Villbrandt und Cornelia Wollnick viel mit. Modersohn-Becker sei „für die Zeit eine sehr fortschrittliche Frau“ gewesen, so Villbrandt. Wollnick lobte die Kuratorin: „Sie hat das aufgelockert gemacht. Man konnte ihr gut folgen.“