Eine Orgel muss zur Kur
Das Instrument in der Friedhofskirche ist seit einigen Monaten von Schimmelpilzen befallen.
Wuppertal. Es zischt, es rasselt, es pfeift. Generell spricht nichts dagegen, wenn Instrumente Geräusche machen. Wenn das aber - wie bei der denkmalgeschützten Wilhelm-Sauer-Orgel in der Friedhofskirche - keine wohlklingenden Töne sind, sondern sie auf Schäden beruhen, spricht sehr wohl etwas dagegen.
Seit es in der Kirche an der Hochstraße Feuchtigkeitsschäden gegeben hat, ist die historische Orgel von Schimmel befallen. "Die Sauer-Orgel ist unser Sorgenkind", sagt Kantor Thorsten Pech. "Vor allem das Orgelinnere hat Schimmel angesetzt." Bereits im August suchte die Gemeinde nach einer Lösung .
"Die Orgel kann gespielt werden und funktioniert weitgehend einwandfrei", sagt Pech. Weitgehend? "Bestimmte Töne, die schon von Schimmel befallen sind, funktionieren nicht mehr richtig." Und es gibt noch ein Problem: 1994 wurde die Orgel bereits restauriert. Damals wurden die Zinkpfeifen, die nach dem Ersten Weltkrieg eingesetzt worden waren, durch Zinnpfeifen ersetzt, wie sie auch das Ursprungsmodell von Sauer hatte. "Damals hat man wohl die Arbeiten nicht richtig kontrolliert", sagt der Kantor. "Einige Zinnpfeifen sacken in sich zusammen, haben dadurch Ausbuchtungen und klingen furchtbar."
Zum Beweis spiel er einen Ton an. Und in der Tat - selbst der Laie hört, dass dieser Ton eher einer Rassel gleicht denn einer Orgelpfeife. Auch das soll bei der Restaurierung der Sauer-Orgel nun behoben werden.
Pech möchte dafür sorgen, das alles glatt geht. Immerhin habe Wilhelm Sauer selbst die Elberfelder Orgel als sein Repräsentationsinstrument gesehen. "Und im Standardwerk über Sauer findet sich die Prospektzeichnung. Das zeigt, wie wichtig sie ist", erklärt Pech. Prospekt, das ist die sichtbare Front der Orgel. In der Friedhofskirche entstand die wunderbare Holzverkleidung in enger Abstimmung mit dem Architekten Johannes Otzen. "Kirche und Orgel sind nicht nur baulich, sondern auch klanglich aufeinander abgestimmt. Das muss einfach erhalten bleiben."
Zwar ist es nicht die größte Orgel im Tal, aber diejenige mit der größten Klangwirkung.
Eine Besonderheit ist ihr Steuerungssystem. "Diese Orgel ist pneumatisch und mechanisch betrieben", erklärt Pech. "Und sie ist noch über die alte Balgtretanlage spielbar." Damit eben dieser originale Charakter des Instruments nicht zerstört wird, hat die Gemeinde vier Orgelbauer ausgewählt, die sich auf Sauer-Orgeln spezialisiert haben. "Die Kosten sind eine Sache, aber der Restaurator muss sich auch auskennen." Darauf hat Pech bestanden.
In einem zweiten Schritt wurden diejenigen Orgelbauer ausgesucht, die in etwa auf demselben Preisniveau arbeiten. "Das soll verhindern, dass nur die Geldfrage ausschlaggebend ist." Grob geschätzt sollen die Kosten im fünfstelligen Bereich liegen. "Noch vor Weihnachten soll ein Gremium entscheiden, welches Angebot der Orgelbauer die Gemeinde annimmt." Dann könnte die Orgel - wenn alles glatt läuft - in der zweiten Hälfte des kommenden Jahres saniert werden.