Wuppertaler Kultur „Else hat Wahnsinnsstrahlkraft“

Projektleiterin Birte Fritsch über Verlauf und Fortgang des Jubiläumsprogramms „Meinwärts“.

Birte Fritsch und Urs Kaufmann.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Herrlich sei es, „der Wahnsinn“, sagt Birte Fritsch über das Else Lasker-Schüler-Jubiläumsprogramm „Meinwärts“. Dessen erste Hälfte endet in diesen Wochen, der Blick der Projektleiterin richtet sich nach vorn. Das Programm für Juli bis September ist erstellt. Es verspricht weitere spannende Annäherungen an die Künstlerin und die Person Else Lasker-Schüler (ELS). Dazu kommt im August ein drittes Plakatmotiv, das in der Stadt aufgehängt wird.

Die Veranstaltungen sind ausgebucht. Es wird lebendig und nicht selten erinnerungsreich. Da ist die über 90-Jährige, die von ihrer Mutter erzählt, die der berühmten Lyrikerin begegnet ist, nachdem diese 1894 ihre Heimatstadt in Richtung Berlin verlassen hatte und auf ihrer Reise in die Schweiz noch einmal kurz zurückgekehrt war. Da sind die Erinnerungen an die „Die Wupper“-Premiere, die 1966 im neu eröffneten Schauspielhaus gefeiert wurde. Da sind die Momente im Garten des Elternhauses an der Sa­dowa­­straße, wenn das Kind Else im Geiste plötzlich lebendig wird.

Fritsch ist begeistert, wie emotional die Menschen mitgehen, die sie auf den vielen Veranstaltungen über die große Tochter Wuppertals kennenlernte. „Die Leute erzählen persönliche Geschichten, auch über Bande, die sie mit Else Lasker-Schüler verbinden. Da bestehen starke emotionale Bindungen. Das kann man nicht vordenken, Lasker-Schüler hat eben immer noch eine Wahnsinnsstrahlkraft“.

Fokus liegt auf
weiteren Facetten

Die Planungen gehen längst weiter, sind aber nicht abgeschlossen, was bei so vielen Veranstaltungen und Akteuren ganz natürlich sei, sagt Fritsch und nennt die Reihe „Else geht aus“ der BBK, deren Abschlussausstellung im September ins Rex-Kino verlegt werden musste, was sich aber wunderbar mit der Kinogängerin ELS vertrage.

Zugleich geht der Fokus im zweiten Halbjahr ein wenig weg von der Persönlichkeit und der Autorin, die Lyrik und Prosa verfasste, hin zu weiteren Facetten. „Jetzt wollen wir ihr dramatisches Werk zeigen. Ihre Theaterstücke werden seltener gespielt, weil es nicht leicht ist, sie zu inszenieren.“ Der szenischen Aneinanderreihungen und fehlenden Erzählung wegen, die die klassische Bühne sprengen. „IchundIch“ etwa, das sich das Schauspiel vorgenommen hat, es im Juli in den Riedelhallen als multimediales Spektakel aufführt.

Im Oktober rundet sich das Bild mit einer Ausstellung im Von der Heydt-Museum, die ELS als Malerin und Netzwerkerin zeigt. Der Briefwechsel mit dem freundschaftlich verbundenen Franz Marc kommt ebenso zur Sprache wie die wichtige Rolle in „Der Sturm“, jener expressionisten Kunst-Bewegung, die Lasker-Schüler mit Herwarth Walden begründete. Fritsch: „Else Lasker-Schüler brachte Menschen zusammen, sorgte für Kontakt und Austausch.“

Das Kulturbüro selbst startet im August/September mit einem Literaturfestival, das auf zwei Säulen ruht, den klassischen „Wasserglaslesungen“ und den „Popup-Literaturcafés“. Während die Lesungen im Skulpturenpark und in Utopiastadt mit Restaurant und Zirkuszelt stattfinden, setzt das Popup-Format, bei dem Akteure aus dem Tal verschiedene Themen Lasker-Schülers auf verschiedene Weisen angehen. Mal haben die Veranstaltungen mehr Workshopcharakter, mal kommt Musik hinzu, mal wird drinnen, mal draußen an ELS erinnert.

Offen ist auch noch der Abschluss des Jubiläumsjahres, den Fritsch am liebsten mit Lasker-Schülers Geburtstag am 11. Februar 2020 verbinden würde.