Vernissage „Er lebt und ist Graffiti“

Galerie Droste zeigt ab Samstagabend Arbeiten von JonOne.

Katharina Galladé vor JonOnes  2,10 mal 3,65 Meter großen Bild „Bang“.

Foto: Schwartz, Anna (as)

Für Patrick Droste und Katharina Galladé ist er der erste Künstler, den sie in ihrer Galerie an der Katernberger Straße zeigten. Ein Wunschkandidat für die Wuppertaler, weil er für die Graffiti-Szene, ihre Weiterentwicklung und Etablierung stehe. JonOne alias John Andrew Perello war einer der ersten, die in den 1970er Jahren New Yorks U-Bahnen mit ihren Taggs farbig besprühten, ist einer der wenigen, der es geschafft hat, gar mit Jackson Pollock verglichen wird. „Er war und ist ein Vorreiter“, schwärmt Galladé. Ab heute ist er wieder in Wuppertal, „Blue Night“ heißt seine zweite Schau nach 2016.

Der Sohn dominikanischer Einwanderer wurde 1963 im New Yorker Stadtteil Spanish-Harlem geboren. Eine klassische Jugend ohne Perspektive war ihm ebenso in die Wiege gelegt wie ein Sinn für intensive Farbigkeit. Als er in den 1970er Jahren New Yorker U-Bahnen taggte, genoss er den Anblick der farbigen Waggons, wenn sie aus den Tunneln ins Helle fuhren. Die Graffiti-Szene wurde seine neue Familie, A-One zählte zu seinen Freunden. Als er in New York keine Perspektive mehr für sich sah, ging er in den 1980er Jahren nach Paris. Er brachte die Graffitikunst mit, wechselte aber die Materialien, begann mit Öl und Acrylfarbe auf Leinwand zu malen. Namhafte Galerien nahmen ihn auf. Galladé: „In Frankreich ist er sehr anerkannt, es gibt zum Beispiel eine eigene Briefmarke von ihm.“ Seinen internationalen Durchbruch erlebte JonOne in den Nuller Jahren, als durch Künstler wie Banksy und die Street Art die Graffiti-Kunst neuen Schwung erhielt.

Am Anfang wurden die U-Bahnen in New York getaggt

Die 18 durchweg großflächigen Arbeiten, die JonOne nun in Wuppertal zeigt, stehen für sein aktuelles Schaffen und haben zugleich mit seiner Vergangenheit zu tun. Galladé: „Viele Graffitikünstler haben sich von ihrem früheren Image gelöst, JonOne aber hat wieder zu sich selbst gefunden, lebt und ist Graffiti.“ Wenn er auch meist mit Acrylfarbe auf Leinwand malt. Da sind einmal die lang gezogenen Taggs, in die er hineinzoomt, so dass sich diese ins Abstrakte verlieren. Und da sind die sehr kleinteiligen „Wimmelbilder“ aus Linien und Kleksen, organische Strukturen, in denen nur noch selten kleine Taggs auftauchen. „JonOnes Kunst ist immer auch performativ, es geht ihm um sich und das Material Farbe, er arbeitet kraftvoll, emotional körperlich“, erklärt Galladé und betont, dass er sich dadurch auch von Pollock unterscheide. Zwar finden sich Parallelen in ihren intensiven und expressiven Arbeiten, der Entstehungsprozess aber sei verschieden. Pollock habe das Unterbewusstsein hervorholen wollen, JonOne mache sich und seine Tätigkeit bewusst, seine Bilder sagen: „Ich bin hier“. Die Namen, die er ihnen gibt, rühren von Alltagssituationen während des Malens her. „Seine Bilder sind persönlich, sind Gefühlsarbeiten, er malt sein Leben.“

» „Blue Night“ wird heute, 18 Uhr, in der Galerie Droste, Katernberger Straße 100, in Anwesenheit des Künstlers eröffnet.