Ausstellung Farbintensive Landschaftscollagen
Der Neue Kunstverein präsentiert erstmals die Düsseldorfer Malerin Katrin Roeber. „Gesteins“ eröffnet neue Perspektiven.
Am Anfang steht eine schwierige Entscheidung: Wo soll das Bild gemalt werden, fragt sich Katrin Roeber, schwankt zwischen Atelier und Natur, deren kräftige Farbigkeit Basis ihrer Bilder ist, weshalb es sie immer wieder nach draußen zieht. Die überdies auch das Thema vorgeben kann. Und wenigstens in den Vorskizzen steckt. 14 Arbeiten hat die Düsseldorfer Künstlerin für ihre erste Wuppertaler Ausstellung mit dem Titel „Gesteins“ ausgesucht, drei ältere Werke und zwei neue Serien. Alle eint die Auseinandersetzung mit Landschaft und das Gestaltungsmittel Collage in seiner ganzen Vielfalt. „Weil ich so zwei oder drei Themen miteinander verbinden kann“, sagt sie.
Sie kennen einander schon viele Jahre, der Kunsthistoriker Erik Schönenberg und die Künstlerin Katrin Roeber, die 1971 in Emden geboren wurde, die Hochschule für Bildende Künste Braunschweig und die Kunstakademie Düsseldorf absolvierte, dort Meisterschülerin von Prof. A. R. Penck war. Der Vorsitzende des Neuen Kunstvereins Wuppertal verfasste Texte über ihre Kunst, bis er im vergangenen Jahr in einer Ausstellung in Düsseldorf vor ihrem Bild „Sumpflandschaft violett“ stand und erkannte, „dass es alles enthält, was sie ausmacht“, aus den verschiedenen Wahrnehmungsebenen und Techniken neue, sehr komplexe Landschaften erschließe. Schönenberg beschloss, Roebers Werke in dem großen Raum des Neuen Kunstvereins an der Hofaue zu zeigen.
Drei Arbeiten, die den Weg zu zwei aktuellen Serien weisen, hat die Malerin mit nach Wuppertal gebracht: „Sumpflandschaft violett“, das 2015 mit Skizzen in der Urdenbacher Kämpe begann, und in der Bildmitte Wasser und darüber Pflanzen zeigt, die im unteren Teil unmerkbar in Tapetenfetzen ihres damaligen Ateliers übergehen; die Installation „In the Studio“, eine klassische Papiercollage, die aus einzelnen Flächen zusammengeklebt ist und von der Wand in den Raum wächst; sowie „Atelier und Wald“, das zweigeteilt ist, unentschieden scheint, wo Roeber besser arbeiten kann. „Ich wollte draußen malen, hatte angefangen mit Buntstiften zu skizzieren. Im Atelierteil des Bildes ist der Wald ein Bild, das gerade entsteht“, erklärt die Malerin.
Malen zwischen Atelier und Natur – mit Buntstift und mit Ölfarbe
Die Serie „Gesteins“ basiert auf Skizzen, die sie im Neandertal mit Buntstift gefertigt hat. Bei „Gesteins 1“ etwa hat Roeber mit feinem Strich in Ölfarbe über farbintensive Felsen gemalt, bei „Gesteins 2“ leichtfüßig und federartig Muscheln skizziert, die an die Versteinerungen im Neandertal erinnern, zugleich die leuchtende Landschaft darunter durchscheinen lassen.
Die Serie „Stein und Wolf“ wurde durch eine Ausstellung über Per Kirkeby (1938 bis 2018) und den Schweizer Landschaftsmaler Caspar Wolf (1735 bis 1783) inspiriert, die Roeber 2009 im Ehrenhof in Düsseldorf sah. Wolf (die Doppeldeutigkeit des Namens nimmt sie bewusst auf) erlaubt zugleich die Auseinandersetzung mit einem kunsthistorischen Thema. Seine Farbskizzen verwendete Roeber für Gebirgslandschaften, auf die sie Steine malte, mal mit Gouache, mal mit verschiedenen Materialien.
Dabei verfolgt die Malerin keinen festen Plan. „Das Bild entwickelt sich im Prozess“, erklärt sie, wenn sich beim Malen etwas ergebe, das gut funktioniere, wende sie es zwar wieder an. Was aber nicht wie bei einer Schablone funktioniert, sondern nur den Anfang markiert. In der Regel ist jedes Bild eine Reise ins Ungewisse, „ich muss sehen, wie aus dem Anfang ein lebhaftes, gemaltes Bild wird.“ So dass aus mehreren Ebenen, Dingen oder ästhetischen Ideen mit dem Mittel der Collage ein komplexes Gefüge, etwas völlig Neues erwächst. Zunächst im Auge des jeweiligen Betrachters, das aus einem Felsstück einen Tierschädel macht oder aus einer abgeblätterten Tapete eine Wasserpfütze.
Am heutigen Freitagabend, ab 19 Uhr, wird die Ausstellung beim Neuen Kunstverein eröffnet. Dann können die Wuppertaler selbst in Roebers Landschaften auf Entdeckungsreise gehen.