Ergreifendes Konzert vor vollem Haus

Das Sinfonieorchester, Solisten und der Chor der Konzertgesellschaft berühren mit „Ein deutsches Requiem“ von Brahms.

Wuppertal. Die Lebenden zu trösten schrieb Johannes Brahms in den Jahren 1867-69 „Ein deutsches Requiem“ nach Worten der Heiligen Schrift. Am Totensonntag führten es Sinfonieorchester, Chor der Konzertgesellschaft und Solisten im gut besetzten Großen Saal der Stadthalle auf.

Jörg-Peter Weigle oblag die Leitung, und er legte viel Wert auf die Laut-Leise-Gewichtung, stellte ruhige Melodik, etwa das sanfte „Selig sind, die da Leid tragen“ dem holzschnittartigen Trauermarsch des zweiten Satzes, „Denn alles Fleisch, es ist wie Gras“ kontrastreich gegenüber.

Ergreifend gelang es, diesen gewaltigen Totentanz im niederschmetternden Fortissimo als wiederholten Reigen zu gestalten: Der Mensch wird wie Gras verdorren, die Blumen werden abfallen. Aber auch hier findet die Musik im „So seid geduldig“ Ausdruck des Trostes.

Der Chor, für seine tragenden Aufgaben von Leiterin Marieddy Rossetto bestens präpariert, folgte den Angaben des Dirigenten meist sicher und mit klangschönem Gesang. Eindrucksvoll setzte der Chor Steigerungen zur rauschenden Klangpracht abrupte Stopps zum sehr leisen Gesang gegenüber. Gegen Ende ließen Kraft und Konzentration etwas nach, so dass geringe Uneinigkeiten in den Tempi mit dem ganz eigene Stimmen verfolgenden Orchester auffielen.

In den schönen, schlichten Gesang des vierten Satzes „Wie leiblich sind deine Wohnungen“ dürfte der Chor-Tenor klangvoller einsteigen. Überhaupt waren die Männerstimmen gegenüber den Frauenstimmen zahlenmäßig deutlich unterlegen. Doch rhythmische Präzision, Sicherheit in den großen Chorfugen und gute dynamische Gestaltung überwogen.

Auch das Sinfonieorchester überzeugte mit feinem Spiel. Jeder der sieben Sätze erhielt eigene Klangfarben, etwa dunkles Timbre tiefer Streicher im ersten oder die gedämpften, fahlen Klänge im zweiten, die die strahlenden Posaunen und Holzbläser am Ende in freudiger Erwartung ewigen Glücks übersteigen.

Mit machtvollem, an große Opernbühnen gewöhntem Bariton, stieg Solist Thomas Laske mit der Bitte um Einsicht in die Notwendigkeit des Todes ein: „Herr lehre doch mich, dass ein Ende mit mir haben muss.“ Die Angst vor dem Tod wird thematisiert, und verzweifelt fragt der Chor: „Nun Herr, wes soll ich mich trösten?“ Sopranistin Dorothea Brandt singt mit kraftvoller und fein timbrierter Stimme diesen Trost, der geradewegs vom Himmel zu kommen scheint: Ihr habt nun Traurigkeit, aber „. . . euer Herz soll sich freuen.“ Nach dem dramatischen Höhepunkt und von Furcht erfülltem sechsten Satz beruhigt wieder die Baritonstimme: „Siehe, ich sage euch ein Geheimnis.“ Mit freundlichem Gesang klingt das Requiem aus. Viel Applaus gab es für die abgerundete, ohne Pause absolvierte Darbietung. „Großartig“ und „Das hat mich sehr berührt“ lauteten Publikumskommentare.