Gefühle unter der Lupe
Am Sonntag feiert „Die schöne Müllerin“ Premiere.
Wuppertal. Sie wollte etwas Außergewöhnliches wagen, gesteht Susanne Abbrederis auf die Frage, warum sie ausgerechnet einen klassisch-musikalischen Stoff für die erste Premiere im neuen „Theater am Engelsgarten“ wählte. Die neue Schauspiel-Intendantin geht noch weiter: „Es sollte ein feines und qualitätvolles Stück sein. Musik kann öffnen und emotional berühren und so können Wuppertaler Theaterfreunde, die sich das neue Haus erkämpft haben, ihrer Trauer um das alte Schauspielhaus neue Hoffnung entgegensetzen.“
Regisseur Jos van Kan will „zur Schau stellen“, die Texte der Lieder durch seine Bildersprache verständlich machen. Er wagt eine moderne Sicht auf die romantischen Gefühle, die der Liederzyklus „Die schöne Müllerin“ von Franz Schubert weckt. „Ich bringe eine gewisse Leichtigkeit ins Geschehen und arbeite wie mit einer Lupe, um Details herauszustellen. Die Schauspieler singen und erzählen frisch, aber mit viel Respekt vor der Musik die Geschichte von Liebe, Sehnsucht, Trauer oder Hoffnungslosigkeit. Das ist ja auch heute durchaus noch aktuell.“
Die Bühnengestaltung von Jan Ros folgt der Regie-Idee: „Wenn man die leere Bühne sieht, meint man, in einer Ausstellung, in einem Museum zu sein. Es gibt Podeste und Vitrinen, auf und in denen sich die Handlung entwickelt.“ Dorien de Jonge, die die Kostüme entwarf, zeigt moderne Kleidung, hin und wieder mit historischen Zitaten. Susanne Abbrederis lobt ihre neun Schauspieler bereits im Vorfeld: „Sie finden durch dieses Stück auch als Ensemble zueinander. Es ist schon eine hohe Anforderung an sie, sich nicht nur mit ihren erlernten Fähigkeiten vorzustellen.“