Kolkmannhaus zeigt ganz persönliche Ansichten dreier Künstler
Eilike Schlenkhoff, Kenneth Keen und Benjamin Nachtwey stellen derzeit im Kolkmannhaus aus.
Elberfeld. „Personal Pictures“ heißt die aktuelle Ausstellung im Neuen Kunstverein — und ganz persönlich sind die seriellen Arbeiten aller drei Künstler. Zugleich holen sie auch die Betrachter in deren kollektiver Wahrnehmung ab. Aufwachbilder zeigt die Wahl-Wuppertalerin Eilike Schlenkhoff, Meisterschülerin von Cornelius Völker. „Wake-ups“, die sie seit dem 1. Januar 2009 jeden Morgen unmittelbar nach dem Erwachen mit einer analogen Kleinbildkamera aufnimmt.
Präsentiert werden die Fotos der Jahre 2011 und 2012 in Monatsreihen. Mal bekommt sie kaum die Augen auf, mal guckt sie hellwach in die Kamera, mal ist der Lippenstift vom Abend noch dran, T-Shirts und die Bettwäsche wechseln, gelegentlich ist auch ein haariger Arm mit auf dem Bild. Die Änderungen sind kaum merklich, dennoch verrinnt die Zeit unaufhörlich.
Nur postkartengroß sind die Werke von Benjamin Nachtwey, doch das reicht für die täglichen Katastrophen: „Daily desasters/sad song“ nennt er seine Arbeit. Mehr als ein Jahr lang hat er jeden Tag ein Bild nach Zeitungsfotos gemalt, das stete Nachrichtenrauschen, fragmentiert — mit Feuersbrunst und Flugzeugunglück, Flüchtlingen, Menschen in Schutzanzügen und bedrohlichen Porträts.
Neben jedes Motivbild hat der gebürtige Hamburger, der an der Düsseldorfer Kunstakademie Meisterschüler von A. R. Penck war, ein ebenso kleines in gedeckter Uni-Farbe platziert. So lässt einerseits die Massierung des Schrecklichen schaudern, auf der anderen Seite strahlen die Bilderreihen ästhetische Ruhe aus.
Seit 2010 zeigt der gemeinnützige Neue Kunstverein vier bis sechs Ausstellungen im Jahr, den Raum in der Hofaue stellt die Stadt zur Verfügung. Von Anfang an war es das Ziel der Mitglieder, nicht das Vereinslokal für Wuppertaler Künstler zu werden, sondern von außen hochklassige Gegenwartskunst in die Stadt zu holen.
„Wenn man auf die Lokalmatadoren setzt, erschöpft sich das zu schnell“, sagt Andreas Wiese, Vereinsmitglied und selbst Künstler. Das Konzept geht auf, der Verein hat überregional einen guten Ruf, was dem Einwerben von Fördergeldern und dem Anwerben von Künstlern nützt.
Möglicherweise hat das auch dazu beigetragen, Kenneth Keen nach Wuppertal zu holen. Der gebürtige Ire war Meisterschüler bei Nam June Paik in Düsseldorf, hat später drei Jahre in einem buddhistischen Tempel in Japan verbracht und widmet sich heute in Südfrankreich vom Theater über Fotografie, Musik bis zum Fernsehen künstlerischen Ausdrucksweisen. Im Kunstverein ist ein Film zu sehen, für den er 3000 Fotos hintereinandergeschnitten hat — eine Art Reise von San Francisco nach Deutschland. Man erfasst trotz des rasanten Tempos bekannte Einzelheiten, die Markenzeichen von Städten. Zugleich rauscht es so rasch vorbei, dass man bald nicht mehr sicher ist, überhaupt etwas gesehen zu haben.