Der Erste Weltkrieg im Mundart-Stück

Theaterpädagoge Hans Werner Otto hat Artikel, Briefe und Reden aus Elberfeld und Barmen zu einer Collage mit Chor verarbeitet.

Foto: Birgit Pardun

Wuppertal. Als Hans Werner Otto gebeten wurde, zur Ausstellung „Mit uns zieht die neue Zeit“ über die Konsumgenossenschaften im Rheinland während des ersten Weltkrieges ein Begleitprogramm zu entwickeln, ließ ihn das Thema nicht mehr los.

Tagelang forschte der Theaterpädagoge in Wuppertaler Archiven, um Quellen aus dem Kriegssommer 1914 zu finden. „Ich fand so viele für uns Heutige haarsträubende Texte aus der Zeit des Kriegsbeginns hier in Elberfeld und Barmen, dass sich eine abendfüllende Veranstaltung ergab“, sagt Otto bei einem Probenbesuch.

Hans Werner Otto, der selbst Literatur mit regionalgeschichtlichen Bezügen schreibt, forstete hundert Jahre alte Ausgaben des „General-Anzeiger“ durch, wälzte Mundart-Gedichte und Bühnenstücke von Heimatdichtern, spürte im Kirchenarchiv von St. Laurentius eine Predigt vom 9. August 1914 auf, sichtete Feldpostbriefe und politische Reden, die damals im Tal der Wupper gehalten wurden. Und er konnte talbekannte Schauspieler wie Wolfgang Suchner, Birgit Pardun, Stefan Otto, Thorsten Strauch, Andreas Mucke, Dörte Bald, Bastian Bastian, Lukas Vaupel und Jannis Wolter gewinnen, die die Zeit aufleben lassen.

Entstanden ist die Collage „Dat gov en Kriagsgewemmel“ mit szenischem Spiel, szenischer Lesung, Musik und Chorgesang. Otto: „Wir konnten den Musiker Hartmut Klug gewinnen, der das plattdeutsche Gedicht, das den Titel liefert, vertonte und auch Klavier spielt. Also stellten wir dazu einen Projektchor auf die Beine, den Martin Schiek leitet.“

Die Probe zeigt Szenen aus dem Stück im Stück „Stromüberquerung“ des Barmers Rudolf Herzog. In der Uniform der Zeit spielt Hans Werner Otto selbst den General, der den Befehl zur Überquerung des Flusses gibt. In Reimen und mit deutschnationaler Gesinnung preist der Barmer Autor den Krieg, stellt ihn als blutig-ritterliches Geländespiel dar: „Ich siege oder sterbe hier“, heißt es, und: „Mutter Deutschland, wir wollen den Saum dir küssen, auch wenn wir sterben müssen.“

Welche Rolle Carl Duisberg spielte und wie der junge Soldat Walter Rieth, der schon im Mai 1915 fiel, seinen Eltern in der Gartenstraße anfangs begeistert von der Front berichtete, wird zu hören sein.

Doch bereits am 20. August 1914 schrieb der General-Anzeiger, dass man sich nicht imstande sehe, alle Verlustlisten abzudrucken — drei Wochen nach Kriegsbeginn gab es schon zu viele Tote.