"Die schöne Müllerin": Wenn Schauspieler singen müssen

Schuberts Liedzyklus „Die schöne Müllerin“ als Theaterstück.

Foto: Stefan Fries

Wuppertal. Schauspieler, die einen ganzen Abend lang singen, dabei und dazwischen auch schauspielern — das dürfte so im Wuppertaler Schauspiel einmalig sein, ist aber für die erste Saisonpremiere „Die schöne Müllerin“ fest vorgesehen.

Christoph Schnackertz hat als Pianist die nicht leichte Aufgabe, aus Schauspielern in acht Probenwochen Sänger zu machen: „Das ist gerade das Reizvolle: Das herauszuholen, was dem Projekt Glanz verleiht. Die Akteure singen ja nicht nur, sie bringen Mimik und Gestik mit ein. Die Handlung entsteht auch aus Texten des Dichters Wilhelm Müller, die Schubert in seinem Zyklus nicht vertont hat.“

Zwar bringen einige Mimen Sangeserfahrung mit, etwa als Country-Sänger oder im Opern-Bereich. Aber die meisten hätten keinerlei Übung. Schnackertz: „Sie sind alle hochmotiviert und kommen aus jeder Probe trotz der Intensität beglückt heraus. Denn sie müssen ja nicht nur alleine singen, sondern vor allem auch aufeinander hören lernen.“

Die Komponistin Marlijn Helder hat den Schubert´schen Zyklus von 20 Liedern für neun Schauspieler arrangiert, womit das gesamte neue Ensemble beteiligt ist. Schubert bleibe natürlich komplett erhalten, nur manche Lieder habe sie mehrstimmig gesetzt, erläutert Helder.

Sie analysierte, wem sie welchen Part in welcher Stimmlage anvertrauen kann: „Das haben wir erst mal per Skype gemacht. So habe ich jedem Schauspieler den Gesang sozusagen auf den Leib geschrieben.“ Die dramatische Handlung der Liednovelle bleibt erhalten: Der junge Müllersbursche, der sich in die treulose Müllerin verliebt und den der plätschernde Bach als Vertrauter begleitet. Ihm kann er von Glück singen und sein Leid klagen. Im Original wählt der Verzweifelte den Tod. Wie Regisseur Jos van Kan die Wuppertaler „Müllerin“ enden lässt, bleibt ein Geheimnis bis zur Premiere am 28. September um 18 Uhr im Theater am Engelsgarten.