Wuppertaler Kultur Grundschüler produziert Elektro-Pop im Kinderzimmer

Gabriel (10) spielt Klavier, baut Roboter und arrangiert eigene Songs.

Gabriel vor Keyboards und PC.

Foto: Fischer, Andreas H503840

„Flying High“ hat das Zeug zum Hit. Eine eingängige Melodie, ein tanzbarer Electro-Beat, ein großer Spannungsbogen – alle guten Zutaten sind vorhanden. Kaum zu glauben, dass der Song nicht von einem Profi, sondern von einem Wuppertaler Grundschüler stammt. Doch genauso ist es. Gabriel (10) hat „Flying High“ in seinem Kinderzimmer eingespielt.

Zugegeben: Gabriel hatte ein bisschen Unterstützung. Vater Oezguer Ucar hat den Text geschrieben. Die Lyrics eingesungen hat Simon N’golo Zerbo. Er ist Gabriels Dozent an der Electronic Music School in Köln und bringt ihm unter anderem bei, wie man einen Song arrangiert.

Obwohl der Gedanke naheliegt – aus einer Musikerfamilie kommt Gabriel nicht. Doch sein Vater war von der Idee angetan, dass Musik die frühkindliche Entwicklung fördert. Deshalb schickte er seinen anderthalbjährigen Sohn zur „Klangwiese“ der Bergischen Musikschule, wo er sich spielerisch mit Liedern und Klängen beschäftigen konnte.

Eigentlich wollte Ucar, der für eine Telekommunikationsfirma arbeitet, seinen Sohn „auf die Technik-Schiene“ setzen. Gabriel fuhr lieber zweigleisig. Mit fünf Jahren lernte er Klavier und die erste Programmiersprache. Seit knapp zwei Jahren macht er Musik am Computer. Weiterhin sind Roboter sein Steckenpferd. Im vergangenen Jahr nahm er mit einem Freund am Regionalwettbewerb der World Robot Olympiad teil. Mit ihrem Roboter aus Lego-Steinen gewannen die beiden Gold.

Kostspielige Keyboards
zwischen den Legofiguren

Seinen Sohn fördert Oezguer Ucar gern. Er hat die kostspieligen Keyboards gekauft, die zwischen Lego-Figuren und PC in Gabriels Zimmer stehen. Wichtig ist ihm auch, dass die musikalische Ausbildung auf mehreren Säulen steht. Neben der Electronic Music School besucht der Zehnjährige Musikkurse an der Junior Uni. „Wir haben unheimlich von der Junior Uni profitiert“, sagt Ucar. Auch Dennis Kresin, Frontmann der Band Frogcodile, gehört zu Gabriels Lehrern. „Er entwickelt mit Dennis eigene Sounds. Da lernt er die Physik der Musik.“

Gabriel hat den Ehrgeiz, dass seine Songs raus in die Welt gehen. „Ich bin ein halbes Jahr mit meiner Musik auf Youtube“, erklärt er. „Flying High“ hat er Anfang Juli live auf dem Sommerfest der Musikwerkstatt Ostersbaum präsentiert. Für einen Performer hält er sich allerdings nicht. Seine Vorbilder sind DJs wie Avicii und Alan Walker. „Privat würde ich gerne eine Band haben, aber ich würde nicht damit auftreten.“

Als Profimusiker in spe sieht sich Gabriel ebenfalls nicht. „Musik würde ich eher als Hobby machen, nicht als Job. Es geht mir nicht um Geld, sondern darum, dass die Musik gut klingt.“ Andere Ziele liegen ihm näher. „Vielleicht fange ich noch mit Gitarre an.“ Zurzeit begleitet er auf dem Klavier seinen Bruder (7), der Gitarre lernt. Gemeinsam haben sie schon einen Song aufgenommen.

Kostproben von Gabriel Ucars Musik stehen online auf: