Horn-Konzert: Schweizerin feiert Premiere bei den Sinfonikern
Miriam Freymond ist am Sonntag erstmals als Solistin in der Stadthalle zu erleben.
Wuppertal. „Die Schweizer reden gerne viel und langsam. Und: Sie nehmen sich Zeit für umständliche Höflichkeitsfloskeln. Die Deutschen sind dagegen unheimlich direkt und sachlich.“ Miriam Freymond muss es wissen. Die Hornistin, die 1984 in der Schweiz geboren wurde, ist im Herzen Wuppertalerin — und seit zweieinhalb Jahren im städtischen Sinfonieorchester zu Hause.
Den Fans der städtischen Musiker ist ihr Taktgefühl längst vertraut, dabei dürfte ihr Einsatz beim 2. Sinfoniekonzert der neuen Saison kein Auftritt werden wie viele andere. Denn Freymond feiert eine Premiere — eine doppelte noch dazu. Am Sonntag und Montag gibt sie ihr erstes Solo-Konzert mit dem Sinfonieorchester Wuppertal.
Warum sie sich dafür ausgerechnet das 2. Horn-Konzert von Richard Strauss ausgesucht hat? Ein anderes Stück wäre womöglich naheliegender, wie die Musikerin zugibt: „Als Hornistin ist einem besonders das 1. Horn-Konzert von Strauss ein Begriff. Man studiert es schon früh während des Studiums und bereitet sich damit auf diverse Probespiele vor. In der Vergangenheit durfte ich es bereits mit dem Kammerorchester Basel spielen.“ In Wuppertal setzt sie stattdessen auf das 2. Horn-Konzert. Und das hat seinen Grund: „Ich freue mich, nun einen ganz anderen Strauss kennenzulernen.“
Schließlich habe jener das 2. Horn-Konzert im Alter von 78 Jahren komponiert — also mehr als 50 Jahre nach der Entstehung des Vorgänger-Werks. „Das 2. Horn-Konzert ist eine Art Reminiszenz an sein Schaffen und der Solo-Part ist sehr eng mit dem Orchester verwoben“, betont die Interpretin. „Deshalb freue ich mich, mir das Konzert zusammen mit meinen Kollegen zu erarbeiten.“
Das Ergebnis ist am Sonntag um 11 Uhr im Großen Saal der Stadthalle zu hören. Wie allerdings kommt eine Schweizerin überhaupt nach Wuppertal? „Ich stamme aus dem kleinen Dorf Magden in der Nähe des Rheins in der Region Basel. Mein Studium begann ich bei Christian Lampert an der Musikhochschule in Basel. Während meiner Studienzeit hatte ich zunächst eine Akademie-Stelle für ein Jahr am Opernhaus Zürich.“ Von dort ging es nahtlos nach Deutschland — ans Pfalztheater Kaiserslautern.
„Um meine Anstellung als stellvertretende Solo-Hornistin auszufüllen und gleichzeitig mein Studium beenden zu können, wechselte ich an die Musikhochschule Stuttgart“, erklärt Freymond, die das Glück hatte, im Schwabenland „beim selben Professor weiter studieren zu können. Von dort aus war es dann nur noch ein kleiner Sprung innerhalb Deutschlands nach Wuppertal.“ Einer, der sich auf jeden Fall gelohnt hat. Zumal sich Freymond inzwischen so sehr an die bergische Mentalität gewöhnt hat, „dass ich mich in meiner Heimat wieder dazu zwingen muss, mich wie eine typische Schweizerin zu verhalten“.