Wuppertaler Kultur „Ich wollte etwas wirklich Spektakuläres“

Museumsdirektor Gerhard Finckh über die große Tony-Cragg-Ausstellung und weitere Pläne.

Foto: VDHM

Wuppertal. Diese Ausstellung wirft riesige Schatten voraus: In dieser Woche war der Turmhof durch einen Kran blockiert, der voluminöse Kisten in den zweiten Stock des Von der Heydt-Museums hievte. Anders können die Skulpturen von Tony Cragg nicht angeliefert werden.

Foto: A. Schwartz

Herr Finckh, mussten Sie Tony Cragg lange zu seiner ersten Retrospektive überreden?

Gerhard Finckh: Als ich ihn gefragt habe, war er erst erstaunt. Aber dann kam die Zusage sehr schnell und direkt.

Sie räumen für ihn das ganze Haus aus — alle drei Etagen.

Finckh: Bis auf einige nicht transportable Werke. Ich wollte etwas wirklich Großes und Spektakuläres und damit deutlich machen, was für ein Künstler von Weltrang Tony Cragg ist. Das vergisst man in der Stadt manchmal. Alle kennen ihn, alle sagen, „ja, ja der Tony“ — aber das ist ein Superstar, der nur mehr oder minder zufällig in Wuppertal lebt.

Wer hat die Ausstellung kuratiert?

Finckh: Wir haben uns über den Plänen zusammengesetzt. Er fing langsam an, seine Skulpturen gedanklich in den Räumen zu platzieren, dann ging es immer schneller. Er hat einen unglaublichen Rhythmus, mit der er der Ausstellung einen Gesamtklang, eine Melodie gibt. Dann sind wir durch die Räume gegangen, um das in der Real-Situation zu überprüfen.

Was zeigen Sie überhaupt?

Finckh: Skulpturen vorwiegend in Indoor-Materialien wie Bronze, Holz und Kunststoff, dazu Zeichnungen und Druckgrafiken. Wir haben viel von Leihgebern aus aller Welt kommen lassen. Das Spektrum reicht von den ersten Fotoarbeiten, als er die Uni verlassen hatte und die kaum jemand je gesehen hat, bis zu Werken, die gerade erst fertig werden.

Hält die Gebäudestatik die riesigen Skulpturen aus?

Finckh: Die Arbeiten sind schon sehr schwer, aber wegen ihrer relativ großen Grundfläche verteilt sich das.

Wie weit sind die Vorbereitungen für die Herbstausstellung zu Degas und Rodin?

Finckh: Im Papiermodell ist sie fast fertig. Ich war in der vorigen Woche noch mal im Musée Rodin in Paris — allein von dort bekommen wir 50 Skulpturen, 25 Aquarelle und 25 Fotografien. Bei Degas bewegt es sich in ähnlicher Größenordnung, nur sind seine Werke quer über die Welt verstreut.

Was kommt danach?

Finckh: Für den Herbst 2017 planen wir eine Manet-Ausstellung. Wir haben dafür auch schon einige schöne Zusagen. Das wird noch mal eine richtig große Geschichte.

Ihr Vertrag läuft im nächsten Jahr aus, dann werden Sie 65. Soll das der glanzvolle Schlusspunkt sein?

Finckh: Wenn es nach mir geht, muss es nicht der Schlusspunkt sein. Es gibt noch viele schöne Themen, die wir in Wuppertal in bewährter Weise inszenieren könnten.

Mit welchen Erwartungen sind Sie vor zehn Jahren nach Wuppertal gekommen?

Finckh: Ich habe ein sehr gut bestelltes Haus vorgefunden und wurde erst mal von Überlegungen umgetrieben, ob ich diese großen Schuhe von Frau Dr. Fehlemann ausfüllen kann. Aber das wohl einigermaßen geklappt.

Hat sich etwas nicht erfüllt?

Finckh: Jeder Direktor in diesem Haus hatte den Traum von einem Neubau — der wird sich nun nicht erfüllen. Aber wir konnten manches verbessern: Wir haben ein neues Depot, einen neuen Pächter fürs Museumscafé und haben Bereiche modernisiert. Bei den großen Ausstellungen hat es einen Konzeptwechsel gegeben, mit dem wir ein klein wenig an internationaler Reputation dazugewonnen haben. Auch den Besucherstrom haben wir auf gleicher Höhe halten können. Vor allem haben wir das Haus lebendig erhalten auch in schwierigen Zeiten, als die Stadt kein Geld mehr hatte und es Überlegungen gab, etwas zu verkaufen oder das Museum gleich ganz zu schließen.