Intendantin Abbrederis: „Ich setze auf das Ensemble“
Die neue Intendantin Susanne Abbrederis präsentiert ihren Spielplan und ihre festen Schauspieler — darunter bleibt Thomas Braus.
Wuppertal. 18,5 Millionen Euro haben die Bühnen für Orchester, Oper und Schauspiel in der kommenden Spielzeit kalkuliert — und für das Schauspiel wird der geringste Teil übrigbleiben. Auch wenn er keine genaue Zahlen hatte, ließ Bühnen-Geschäftsführer Enno Schaarwächter daran bei der Vorstellung des Spielplans am Freitag im Opernhaus keinen Zweifel. Die neue Intendantin Susanne Abbrederis indes blickt mit Optimismus in die Zukunft: Sie stellte trotz gedeckelter Finanzen ein interessantes Programm mit Aufbruch-Charakter vor, das auch die Frage „Wohin geht das Schauspiel in Wuppertal?“ thematisiert.
„Ich setze auf die Kraft des Ensembles“, war eines ihrer ersten Statements, womit sie sogleich den Kontrapunkt zum Opernchef Toshiyuki Kamioka setzte, der auf ein festes Ensemble in der neuen Spielzeit verzichtet. Neun fest engagierte Ensemblemitglieder stellt das Programmheft vor; Thomas Braus ist der einzige in Wuppertal verbliebene Schauspieler vom alten Stamm.
Mit „Visitenkarten“ — Lesungen, musikalischen Abenden oder kurzen Solo-Abenden - stellen sich die drei Damen und sechs Herren dem Wuppertaler Publikum in Werkstatt-Formaten vor, die rund um die Schauspiel-Produktionen gruppiert sind.
Die starten mit „Die schöne Müllerin“ nach dem Liederzyklus von Franz Schubert. Regisseur Jos van Kan will mit seiner Uraufführung ein Theaterabenteuer schaffen, das sich vom romantischen Ideal der Liebe verabschiedet und der Frage nachspürt, ob im „digitalen Heute“ Glück zu finden ist.
Das Familienstück „Der gestiefelte Kater“ soll mit vielen Terminen zur neuen Bühne „Theater am Engelsgarten“ locken und sie bekannt machen. Es sei eine Inszenierung mit viel Augenzwinkern, sagt Frau Abbrederis. Die Klassik ist mit Lessings „Minna von Barnhelm“ vertreten. „Mich interessiert Sprachgenauigkeit, denn ich selbst bin Stotterin“, verrät Regisseurin Helene Vogel.
„Supergute Tage“, die Geschichte eines Grenzgängers mit Asperger-Syndrom, verspreche aufregendes Theater und Else Lasker-Schülers „Die Wupper“ dürfte sowieso ein Heimspiel sein. Die Inszenierung liegt bei Stephan Müller, der Wuppertal gerade als Stadt erlebt, in der Grandioses und Ruinöses zusammengewürfelt und nebeneinander existiere: „Das entspricht genau der Arbeiter-Saga der Lasker-Schüler.“ Ron Hutchinsons temproreiche Komödie „Mondlicht und Magnolien“ beschließt die Spielzeit.
Den November-Progromen 1938 widmet sich eine Lesungs-Reihe vom 4. bis 9. November 2014. Zudem fühle Susanne Abbrederis eine Verpflichtung dem „Theater am Engelsgarten“ am Historischen Zentrum: Dessen Umgebung füllt die Reihe „Dienstags im Café Ankerpunkt“ mit Leben.