Wuppertaler Sinfonieorchester Italienischer Start ins Jahrzehnt
Die Sinfoniker spielten Werke von Strauss, Rossini und Verdi.
Neujahrskonzerte sind Kult. Weltweit platzen dann die Konzertsäle aus allen Nähten. Das der Wiener Philharmoniker im Goldenen Musikvereinssaal ist das populärste Event zum Jahreswechsel. Aber auch Wuppertal lässt sich nicht lumpen, nimmt doch das Ambiente des Großen Saal der Stadthalle einen ähnlichen Stellenwert ein. Und wenn dazu das Sinfonieorchester Wuppertal dem Tag angemessen ein unterhaltsames Programm anbietet, lassen sich die Musikfreunde nicht zweimal bitten. Also passte, salopp ausgedrückt, keine Maus mehr hinein. Niemand wurde enttäuscht: Die nicht enden wollenden stehenden Ovationen nach der zweiten Zugabe waren beredtes Zeugnis dafür, dass jeder auf seine Kosten kam.
Nach dem Neujahrsgruß von Oberbürgermeister Andreas Mucke, der in seiner Ansprache die große Bedeutung der ehrenamtlich Tätigen würdigte, wurde musikalisch der Start in die dritte Dekade des 21. Jahrhunderts auf italienisch gefeiert, von Generalmusikdirektorin Julia Jones kurzweilig moderiert. Also kam Opernmusik berühmter Komponisten aus diesem Land zu Gehör: Gioachino Rossinis Ouvertüre „Wilhelm Tell“, Ermanno Wolf-Ferraris Intermezzo aus „I gioielli della Madonna“, Guiseppe Verdis Ouvertüre zu „Nabucco“ und Pietro Mascagnis Intermezzo aus „Cavalleria rusticana“. Diese Nummern sind hübsch eingängig, bei denen man in angenehmen Klängen schwelgen kann. Unter dem engagierten Dirigat von Jones enttäuschten die städtischen Sinfoniker das Publikum nicht, führten diese Stücke sehr ausgewogen auf.
Italien war und ist für Komponisten aus Deutschland und Österreich eine Inspirationsquelle. Franz Schuberts Ouvertüre im italienischen Stil (C-Dur, D 591) und Felix Mendelssohn Bartholdys 4. Sinfonie (die „Italienische), woraus der 3. Satz gespielt wurde, sind berühmte Beispiele. Auch diese Werke kamen geschmackvoll und nuanciert von der Bühne.
Julia Jones mit Jagdhut
und Flinte als Taktstock
Diese seriösen Programmpunkte reichten jedoch für das Neujahrskonzert nicht aus. Ohne Walzer, Märsche oder Polkas geht es einfach nicht. Deshalb wurde „Walzerkönig“ Johann Strauss (Sohn) nicht vernachlässigt, der bekanntlich ein Italienfreund war und etliche Werke dieser Gattungen und Operetten, die dieses Land thematisieren, schrieb. Herzhaft-erfrischend ging es zu, als die Noten aus „Cagliostro in Wien“ (Ouvertüre), die Zwischenmusik vor dem 2. Akt aus „Eine Nacht in Venedig“, von zwei Polkas und der Walzer „Rosen aus dem Süden“ gespielt wurden. „Wo die Zitronen blüh’n“ durfte natürlich auch nicht fehlen, zumal die einst europaweit bekannte Elberfelder Kapelle diesen Walzer unter der Stabführung von Strauss höchstpersönlich 1874 in Turin uraufführte.
Richtig schmissig ging es zum Schluss mit der Furioso-Polka und als Zugabe mit „Die Tauben von San Marco“ (auch eine Polka, op. 414) zur Sache. Als zu guter letzt Jones während der Schnellpolka „Auf der Jagd“ nach Motiven aus „Cagliostro“ mit Jagdhut und einer als Taktstock zweckentfremdeten Flinte herumwirbelte, kannte die Begeisterung keine Grenzen mehr.