Börse Jugendkultur, Livemusik und Lesereihen
Neben bewährtem Programm gibt es in der Börse im Herbst und Winter auch viel Neues.
Es ist nichts Neues, dass das Wort „Börse“ in Wuppertal weniger mit Aktien zu tun hat als mit Aktion. Wobei die Funktion als „soziokulturelles Zentrum“ in der äußeren Wahrnehmung manchmal zurücktritt gegenüber der Location für Partys und Konzerte. Der Austausch aber, das Geben und Nehmen, freilich gesellig statt großkapitalistisch: Das soll an der Wolkenburg für Lutz Hegemann künftig noch kommunikativer werden. „Wir wollen die Börse neu für Mitarbeit öffnen“, sagt der Leiter zur Vorstellung des Programms bis Jahresende.
Ein Blick über die Termine offenbart Vielfalt und zeugt vom wachen Blick für Trends und Relevantes: „Sharing Economy“ ist Thema eines Vortrags im November, der sich Foodsharing oder Coworking widmet — auch im Tal hat derlei ja immer mehr Freunde. Mit einem veganen Markt will man sogar Pionier sein: Am ersten Adventssonntag können Anbieter von Tierfreiem hier ihre Produkte kredenzen, flankiert von Inhaltlichem wie Tierrecht oder bioveganem Landbau.
Die „Demokratiewerkstatt“ will Probleme in Südstadt und Hesselnberg mit hier Aktiven angehen und nicht zuletzt zeigen, dass Bürger sehr wohl „etwas tun können“. Das versteht sich als Vorstoß fürs Quartier, aber auch umfassender gegen Demokratieverdrossenheit.
„Soziokulturell“ mag ein Attribut sein, das schnell sperrig oder trocken klingt. Was es ganz vital bedeuten kann, ließ sich zuletzt etwa bei „Lebeliebedeinestadt“ erleben, dem Stadtteilprojekt, das diesen Sommer mit einem Fest zu Ende ging. Im aktuellen Programm ist vielleicht die schon laufende Reihe „neueshören“ ein Bindeglied zwischen den Standbeinen Party und Fördern: Bei jedem dieser Konzerte wird ein lokaler Newcomer ergänzt und unterstützt durch einen überregionalen Act — gern etwas härter, deutschsprachig und jedenfalls: erfahren. Klingt nach Austausch der produktiven und hörbaren Art.
Freilich: Austausch lebt vom Mittun. Nicht jedes Angebot hatte zuletzt den erhofften Zuspruch gefunden. Eine philosophische Gesprächsrunde kam mangels Interesses nicht zum Zug, und auch die Vorträge zur Neuen Rechten waren nicht so gut besucht, wie man das gerade heute wünschen könnte. Das soll anders werden: Besagte Demokratiewerkstatt ermuntert ausdrücklich Bewohner im Börsen-Quartier zum Mitreden und Anpacken. Und auch das Format „Aliens“ soll von seinen Akteuren leben: Jugendliche ab 15 Jahren können sich melden, die Spaß an einer Cross-Media-Performance haben — von Kostüm bis Instagram.
Dass man sich weiter öffnen will, zeigen nicht zuletzt taufrische Graffiti im Hof, der künftig mehr Treffpunkt werden soll als bisher. Und gab es beim Poetry Slam früher den „Goldenen Torsten“, so winkt nun eine neue Trophäe — ein prächtiger Dachs.
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