Kammeroper: Odysseus erobert die Schulen
Viel Beifall fürs Theater im Gymnasium.
Wuppertal. Die Wuppertaler Bühnen gastieren in Schulen: „Die Irrfahrten des Odysseus“ von Dimitri Terzakis feierten am Donnerstagabend im Forum des Carl-Fuhlrott-Gymnasiums Premiere. Dabei gerieten die hübschen, romantisch-naiven Bilder, von der Laterna magica, einer Art Vorläufer des Diaprojektors, auf einer Leinwand fernab von den Zuschauerplätzen wiedergegeben, ein wenig marginal. Aber vielleicht war das Manko doch ein Plus: So konnten sich die Zuschauer im voll besetzten Saal ganz auf Handlung und Musik konzentrieren.
Die von Benjamin Prins szenisch ansprechend inszenierte melodramatische Kammeroper zwischen Nostalgie und Moderne braucht nur wenige Akteure: Sopranistin Dorothea Brandt gibt die weise Göttin Athene und die Nymphe Kalypso, die im 5. Gesang der Homer’ schen Odyssee Odysseus endlich aus der Gefangenschaft entlässt. Sie vermittelt die ergreifenden Vokalisen, also die auf Vokalen gesungenen Melodiebänder, und die mit Text versehenen mit großem Können und Einfühlungsvermögen.
Schauspieler Gregor Henze wechselt virtuos die Rollen zwischen Erzähler, Odysseus und Hermes, der atemlos und gejagt Nachrichten überbringt. Es ist ein großer Spaß, als Odysseus mit zwei spritzenden Wasserflaschen das Toben des Meers symbolisiert und als er sich, mit Zöpfchen-Perücke und Tüllröckchen verkleidet, mit Nausikaa, der Tochter des Alkinoos, im wilden Ballspiel vergnügt. Die neue, aber sehr eingängige und stets präsente Musik vermitteln auch fünf Instrumentalisten des Sinfonieorchesters unter dem präzisen Dirigat von Eva Caspari perfekt. Den Gesang der Sirenen unterstützt ein Musiker, der ein gebogenes Blech, ähnlich einer „singenden Säge“ streicht: Zusammen mit der Violine jaulen die Klänge in schönsten Schleifen im betörenden Wettstreit.
Nicht nur das Publikum ist vollauf begeistert. Auch der anwesende Komponist, dessen Werk 2011 in Chemnitz uraufgeführt wurde, bekennt: „Die haben mich sehr glücklich gemacht, es war absolut stilgerecht.“ Und er lobt die Sopranistin in höchsten Tönen: Seine Musik sei nicht einfach zu singen, wenn man klassischen Gesang studiert habe. Bis zum März 2014 sind Vorstellungen in neun weiteren Gymnasien angesetzt.