Skulpturenpark: Schatten auf der Wirklichkeit
Bildhauer Harald Klingelhöller stellt in Wuppertal aus.
Wuppertal. Bevor man an ein Werk des Bildhauers Harald Klingelhöller herantritt, stolpert man schon über dessen Titel. „Das Meer bei Ebbe geträumt“ heißt etwa eine Arbeit im Glaspavillon des Wuppertaler Skulpturenparks, in dem heute eine Ausstellung mit zehn seiner jüngsten Arbeiten eröffnet wird.
Den Schattenriss eines nicht mehr erkennbaren Objekts hat Klingelhöller in eine dreidimensionale, filigran gefächerte Skulptur aus Stahlblech überführt. Mehrere gleiche der schwarzen Bleche übereinandergestapelt verdeutlichen den Eindruck von der Zartheit des Einzelnen und der Stärke des Gesamten.
Vom Beginn seiner künstlerischen Arbeit an hat der gebürtige Mettmanner Klingelhöller Sprache stets integriert. Ein hochspannender Ansatz, wie sein Kollege Tony Cragg, der Hausherr im Skulpturenpark, findet: „Wenn wir zur Welt kommen, ist in unserem Kopf erst nichts drin. Durch Kontakt mit der realen Welt bilden wir Begriffe von den Dingen.“ Zugleich ist es ein Kernproblem nicht nur der Bildhauerei, dass wir „in einer Realität leben, in der wir es nur mit Oberflächen zu tun haben“. Um den Dingen nahe zu kommen, sie in ihrer Eigenheit zu erkennen, muss man mit ihnen spielen.
Es sind puristische Arbeiten, eine Reihe Schattenrisse in Schwarz oder Weiß gehalten, dazu kommen großformatige, braune Papp-Buchstaben, die aufgehängt sind und im Raum zu wehen scheinen. Cragg: „Harald moduliert mit Sprache ebenso wie mit dem Material.“ Das ist durchaus wörtlich zu verstehen. Bei den Schrankversionen seiner Arbeiten, die von Weitem an riesige altmodische Kühlschränke erinnern, nimmt er den meist poetischen Titel im Werk plastisch auf, indem er analog zur Länge der Worte unterschiedlich große Vierecksformen hervorstehen lässt.
„Mir sind die Übergänge wichtig“, sagt der 59-Jährige, „Etwas ist und ist gleichzeitig aus etwas anderem entstanden, aber mit dieser letzten Referenz zu etwas Neuem geworden.“