Analoge Fotografien von Ralf Haun Kunststation: Dauerhafte Momentaufnahmen

Die Kunststation zeigt die analogen Fotografien von Ralf Haun.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. „Ich laufe auf der Straße rum und knipse“, sagt Ralf Haun - und das tut er eigentlich ununterbrochen, seitdem er acht Jahre alt ist. In der Kunststation Vohwinkel zeigt der Mittfünfziger, der aus Wuppertal stammt und lange in München gelebt hat, jetzt seine erste Einzel-Ausstellung. Es sind 73 Arbeiten aus den Jahren 2010 bis 2016 — Porträts, Architekturstudien und Straßenszenen.

Im digitalen Zeitalter sind sie an sich schon Raritäten. Denn Haun fotografiert analog und zieht die Bilder meist auch selbst ab. Bei ihm verbinden sich ein guter, schneller Blick für Menschen und Situationen mit technischer Brillanz. Was er festhält, sind Momentaufnahmen, die jedoch eine Beständigkeit haben.

Man muss hier nicht wissen, was vorher oder nachher passiert. Es reicht, wenn man die bepackte Frau mit der Zigarette betrachtet, die älter aussieht, als sie ist. „Go“ und „Make it right“ ermuntern sie die Aufschriften auf Beutel und Kaffeebecher. Doch an ihrem Gesicht lässt sich ablesen, dass sie in ihrem Leben wohl nicht immer alles richtig gemacht hat. Auch der nicht uneingeschränkt liebevolle Blick zwischen einem glatzköpfigen jungen Mann und seinem Hund spricht Bände.

Er sammele Biografien, sagt Haun. Denn fast immer komme er mit den Leuten ins Gespräch, die er fotografiert, und fast immer erzählten sie ihm ihre Lebensgeschichte: Freizeitsportler, ältere Paare, jungen Menschen, mit verschlossenem Gesicht.

Er selbst stammt aus einer Familie von Fotografen. Die Entwicklerflüssigkeit kam bei ihm quasi gleich nach der Muttermilch, denn seine Großeltern hatten ein Fotogeschäft. Heute ist Ralf Haun selbstständiger Systemadministrator und Webdesigner — und dennoch der analogen Fotografie treu geblieben. Seine jahrzehntelange Erfahrung teilt er gern, beantwortet über seinen Fotoblog technische und handwerkliche Fragen aus dem In- und Ausland.

Seine Schwarz-Weiß-Aufnahmen bestechen neben ihrem ästhetischen Sinn fürs Vertikale durch ihre fein nuancierten Grauabstufungen und Lichtkontraste. Sie lassen Dunkelheit und Ödnis noch tiefer wirken, etwa beim Blick aus dem alten Bahnhofstunnel auf die Stufen und Rolltreppen, die zum Licht führen.

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