Das Orchester gewinnt Fans, die Oper soll Furore machen

Aufführungen und Ausstellungen in Zahlen: Die Stadt legt den Kulturbericht für Saison 2015/16 vor.

Foto: Detlef Erler

Wuppertal. Wuppertal ist reich an Kultur — auch wenn die Stadt im Gegenzug wenig Reichtümer an die Kultur vergibt. Das macht regelmäßig der von der Verwaltung herausgegebene Kulturbericht deutlich. Und die Kulturlandschaft ist im Aufbruch — Kulturdezernent Matthias Nocke (CDU) muss dazu bei der Vorstellung des Berichts 2015/16 nur einige Namen nennen: Opernintendant Berthold Schneider, dessen erste Inszenierung am 17. September Premiere hat, Generalmusikdirektorin Julia Jones, die ab der Spielzeit 2017/18 den Taktstock in Wuppertal übernehmen wird, und Adolphe Binder, ab Mai 2017 Intendantin des Tanztheaters Pina Bausch.

Doch auch der Blick zurück lohnt: Das Sinfonieorchester hat 201 sechs Konzerte weniger geben, aber mit 42 368 gut 1000 Besucher mehr als im Vorjahr. Matthias Nocke weist darauf hin, dass das Orchester um 2008 meist 32 000 Besucher im Schnitt hatte — „das Durchbrechen der 40 000-Schallmauer galt als unmöglich“. Doch die Musiker haben es unter Toshiyuki Kamioka geschafft, ihre Zahlen um 30 Prozent zu steigern. Zum guten Ergebnis trage auch das quirlige Education Team bei, das die klassische Musik in Kindergärten und Schulen trägt, sagt Enno Schaarwächter, Geschäftsführer der Bühnen.

Die Oper hat ihr Ergebnis mit knapp 30 000 Besuchern gehalten — „wobei sie die Hälfte der ,West Side Story’ verdankt“, so Schaarwächter. Auch die „Madama Butterfly“ ist gut gelaufen. Größer Ausreißer nach unten war „Der Nachtschreck“ mit einem Schnitt von 238 Zuschauern. Bei jüngeren Leuten sei die Resonanz aber zurückgegangen.

Jetzt müsse das Musiktheater Parameter für andere Besuchergruppen finden und über die Stadtgrenzen hinaus Furore erzeugen. „Wir sind gut in unseren Leuchttürmen, müssen sie aber in der Konkurrenz an Rhein und Ruhr besser platzieren.“ Dafür stehe das Programm von Berthold Schneider: „Sein Spielplan hat nichts, was an schnödes Stadttheater erinnert.“

Das Schauspiel hat in der vergangenen Spielzeit die Marke von 20 000 Besuchern geknackt. Schaarwächter lobt den Erfolg von „Tartuffe“ im Opernhaus. In Summe hatten aber das Familienstück „Peter Pan“ und die Soloabende der Schauspieler die meisten Zuschauer.

Das Opernhaus und das Theater am Engelsgarten seien auch noch nie so häufig für Produktionen der freien Szene vermietet worden wie im vergangenen Jahr — „die Zusammenarbeit wird immer besser“, so Schaarwächter. Unter der Überschrift „Stadttheater 2030“ will er generelle Überlegungen anstellen, wie sich die Bühnen dem demografischen Wandel anpassen können - ob beispielsweise andere Anfangszeiten nicht andere Leute ansprechen: „Wir müssen raus aus der Denke: Wir produzieren und abends wird gespielt.“

Das Tanztheater hatte in der vergangenen Saison 80 638 Zuschauer, davon gut 58 000 bei Gastspielen und gut 22 000 im heimischen Opernhaus.

Gute Zahlen legt auch Monika Heigermoser für das Kulturbüro vor. Die vier eigenen großen Projekte sind publikumswirksam gelaufen: Viertelklang, Literaturbiennale, Kunst- und Museumsnacht sowie die Performance-Nacht. 81 Projekte der freien Szene hat das Kulturbüro mit meist kleineren Summen und gutem Rat unterstützt — 90 000 Besucher sahen die Ergebnisse. Seit Jahren bekommen Einrichtungen vom TiC über die Immanuelskirche bis zur Volksbühne städtische Zuschüsse. Auch sie erreichten zusammen fast 88 000 Zuschauer.

Das Von der Heydt-Museum hatte 2015 zwar gut fünf Monate wegen technischer Renovierung geschlossen, aber mit 100 000 Besuchern in etwa so viele wie in den Vorjahren. Die Ausstellungen zu Pissarro und zur Sammlung Von der Heydt sind „über die Erwartungen gut gelaufen“, so Direktor Gerhard Finckh.