Corona-Krise „Als Familie schweißt uns das noch mehr zusammen“
Während einer Generalprobe am 14. März wurden die Musiker vom Orchesterdirektor nach Hause geschickt, erinnert sich Nora Niggeling-Neumann, Bratschistin beim Wuppertaler Sinfonieorchester.
„Mitten während der Generalprobe am 14. März wurden wir von unserem Orchesterdirektor nach Hause geschickt“, erinnert sich Nora Niggeling-Neumann, Bratschistin und freischaffende Aushilfe beim Wuppertaler Sinfonieorchester. Sie und ihren Ehemann Matthias Neumann, ebenso Bratschist beim Sinfonieorchester Wuppertal, allerdings angestellt auf reduzierter Stelle, und freischaffender künstlerischer Fotograf, treffen die Auswirkungen der Corona-Pandemie geballt. Sie müsse als Freiberufliche, unter anderem als Dozentin fürs Jugendorchester, ihr Leben durchstrukturieren und planen, wobei das Hauptstandbein für ihre Einnahmen abrupt weggebrochen sei. Momentan unterrichte sie Bratschenschüler über Video, wobei ihr der persönliche Kontakt sehr fehle. Auch eine weitere, von ihr angebotene Unterrichtsform, die Dispokinesis, die Haltungs-, Bewegungs- und Ausdruckslehre für Musiker, und mit der von ihr entwickelten Schulterstütze resoNora, lebe vom Live-Erlebnis und sei derzeit nicht durchführbar.
„Ich habe aber die Zeit genutzt, beispielsweise meine Internetseite gepflegt und darüber nachgedacht, wie ich meine beruflichen Standbeine gewichten sollte. Als Musikerin bin ich hundertprozentig abhängig vom Publikum. Was bin ich als Musikerin noch wert, wenn das Publikum nicht mehr da ist.“
Alle Auftritt bis Ende
August sind abgesagt
Matthias Neumann sieht seine Situation als Angestellter der Stadt ungleich komfortabler: „Doch auch bei uns ist Kurzarbeit ein Thema. Alle geplanten Auftritte bis Ende August sind abgesagt.“ In Planung seien kleinere Formate, etwa Kammermusik-Projekte mit reduziertem Publikum, wie etwa die Konzertreihe Uptown Classics, oder Konzerte ohne Pause und mit entsprechender Abstandseinhaltung. „Es laufen zahlreiche Bemühungen, sich dem Publikum wieder zu zeigen“, sagt Neumann und hofft auf eine baldige Möglichkeit, wie zuletzt die Kooperation zwischen den WSW und dem Wuppertaler Sinfonieorchester zeigte. Die Videos der Auftritte sind übrigens auf beiden Webseiten zu sehen.
Ansonsten halte er sich, wie Ehefrau Nora auch, instrumental und körperlich fit. Radfahren und Laufen gehören da zum Tagesprogramm. „Eigentlich wäre jetzt auch Zeit, die Fotografie voran zu bringen, aber ich habe da eine Blockade, das in der derzeitigen Situation umzusetzen. Ich hoffe, dass sich das in den kommenden Wochen produktiver gestaltet“, sagt Neumann.
Auch ihr 16-jähriger Sohn Joram werde in der veränderten Schulsituation von den Beiden begleitet und unterstützt: „Als Familie schweißt uns das noch mehr zusammen und wir stützen uns in dieser herausfordernden besonderen Zeit“, sind sich die beiden Musiker einig.