Wuppertal „Macht mit für mehr Trassenkunst“
Hans-Jürgen Hiby appelliert an junge Künstler, sich für mehr Kunst im öffentlichen Raum einzusetzen.
Wichlinghausen/Bracken. Ganz im Zeichen des großen Fests „Kulturtrasse“ steht heute natürlich auch der Wuppertaler Osten. Eines der Zentren des musikalischen und künstlerischen Geschehens ist dabei die Skaterhalle Wicked Woods mit junger Kultur von Tanzperformance bis zur Kult-Band Uncle Ho. Im Container nebenan sind Filme zu sehen — Ergebnisse von Videoprojekten und die Erfolgsserie „Wishlist“.
Kunst und Kultur von und mit jungen Leuten an der Trasse: Ginge es nach Hans-Jürgen Hiby, könnte es davon gern noch viel mehr geben. Der bekannte Wuppertaler Bildhauer vom Bruch hat den neuen Fuß und Radweg erst jüngst selbst um ein Kunstwerk bereichert: Er schuf die Holzskulptur „Der Weg ist das Ziel“ und schenkte sie dem Bürgerverein Nächstebreck für den beliebten Trassenbahnhof Bracken. Hiby ist nämlich begeisterter Fan der Nordbahntrasse und Mitglied der Wuppertalbewegung. Aus einer riesigen Platane hat er eine etwa 2,30 Meter hohe Holzskulptur geschaffen, die die Umrisse von Menschen zeigt. „Eine der Hände weist in Richtung Wuppertal, die andere in Richtung Hattingen“, sagt Hiby — an der Trasse steht das Kunstwerk damit auch als „Quasi-Wegweiser“ ideal. Anfang Juli ist es eingeweiht worden und seither bei Trassenbesuchern und Anwohnern gut angekommen: „Ich habe Anrufe und Mails von Leute erhalten, denen sie gefällt“, sagt der Künstler. Er freut sich darüber, dass die Kunst im öffentlichen Raum so positiv wahrgenommen wird. Bisher sei es noch zu keiner Beschädigung gekommen, „das ist ja heutzutage auch nicht mehr selbstverständlich.“ Eine Bestätigung guter Nächstebrecker Nachbarschaft, wie Hiby findet.
„Ich habe es gern gemacht, das war für mich das Wesentliche“, sagt der Künstler zum großen Blickfang an der Nordbahntrasse. Jetzt müsse man sehen, ob und wie das hölzerne Werk der Wuppertaler Witterung dauerhaft standhält.
„Ich halte Kunst grundsätzlich für ein gutes kommunikatives Element“, sagt Hiby: „Dem einen gefällt sie, dem anderen nicht — die Hauptsache ist aber doch, dass man miteinander ins Gespräch kommt.“
Das dürfte heute auch auf der Kulturtrasse der Fall sein. Zu den weiteren Highlights des großen Fests gehört im Wuppertaler Osten die erste öffentliche Probe des Tanztheaters unter freiem Himmel neben dem Bahnhof Wichlinghausen. In der Immanuelskirche erklingen spirituelle Klänge, Soul Pop und Weltmusik. Und: Das Schulzentrum Ost wird zur Theaterbühne von experimentell über Küchenoper bis Kabarett. Hans-Jürgen Hiby begrüßt das Fest, bedauert allerdings, dass die Veranstaltung nicht auch bis nach Nächstebreck reicht. Denn auch dort gebe es viele Kreative.
An sie richtet er den Aufruf: „Ich möchte junge Künstler dazu ermuntern, ebenfalls tätig zu werden. Macht mit für mehr Trassenkunst!“ Zum einen sollten sie dazu die Wuppertalbewegung ansprechen — und natürlich auch die Stadt. An letztere richtet er den Appell, Kreative unbürokratisch bei solchen Plänen zu unterstützen, um noch mehr Aktionen und Veranstaltungen an und auf der Nordbahntrasse zu ermöglichen.