Kimmo Pohjonen kreiert neue Klangwelten

Der Finne spielte das letzte Konzert der diesjährigen Klangart-Reihe mit seinem Akkordeon.

Foto: Gerhard Bartsch

Wuppertal. Das Akkordeon ist das finnische Nationalinstrument schlechthin. Selbst in dem entlegensten Kuhdorf wird mit der Zieharmonika der Volksmusik gefrönt. Für streng konservative Musikliebhaber in diesem Land ist Kimmo Pohjonen ein schwarzes Schaf, weil er den alteingesessenen Konventionen seines Landes nicht entspricht. Wie ein Punk mit einem langen dunklen Rock kommt er auf der Bühne daher. Seine sehr kurzen Haare deuten einen Irokesenschnitt an. An seiner Quetschkommode baumelt ein Kabel, das mit Pedalen, Effektgeräten, Mikrofon und Computer verbunden ist. Mal sitzt er versonnen auf einem Hocker. Mal fegt er mit seinem gestählten Körper über die Bühne.

Nichts anderes war bei der finalen Veranstaltung der diesjährigen Konzertreihe „Klangart“ im Skulpturenpark Waldfrieden zu erleben. Freundlich, mit einem netten Lächeln sprach Pohjonen zwar zwischendurch zum Publikum und entschuldigte krankheitsbedingt das Fernbleiben seiner Tochter Inka. Betätigte er aber die Knöpfe seines Instruments und wuselte mit seinem rechten Fuß über das elektronische Equipment vor ihm auf dem Boden, wurden ganz andere Töne angeschlagen.

Faustdick hatte er es hinter den Ohren, als er beispielsweise ganz brav als erste Zugabe hübsch altmodisch eine schnelle Polka zum Besten gab. Doch er ist beileibe nicht zurück zu alten Mustern konvertiert. Ruckzuck wurden daraus ganz heavy Sounds kreiert, die anmutige Weise und der Rhythmus so richtig durch den Wolf gedreht.

Schweres Metall und punkiger Rock waren schon zuvor Bestandteile seiner Show, die er durch die sechs, auf der großen Wiese verteilten, Lautsprecher schickte. Finnische Volksmusik war dabei jederzeit heraushörbar. Er verfremdete sie nur, kollagierte damit, ließ andere Musikstile wie auch den Jazz und Techno mit einfließen. Ruhige Momente waren keine Verschnaufpause, sondern nur Ausgangspunkte für neue musikalische Steigerungen bis hin zu eruptiven, freitonalen Klangausuferungen.

Wohl durchstrukturiert waren die Nummern wie Memo, Regenerator oder Atomi. Seine seriöse klassische Musikausbil-dung war nicht von der Hand zu weisen. Auf den Punkt genau harmonierte seine andere, topfitte Tochter Saana Pohjonen mit ihm. Absolut präzise, war ihr sensibler wie auch knalliger Umgang mit dem Schlagzeug. Ihre gemeinsamen vokalisen Gesänge ließen an Akkuratesse keine Wünsche offen. Hellauf begeistert zeigte sich das Publikum. Stehende Ovationen nach dem offiziellen Teil und den beiden Zugaben sowie Jubelrufe zeugten davon.