Mit Menschen und Masken
Aus dem Völkerkundemuseum der Vereinten Evangelischen Mission wird das Museum auf der Hardt.
Wuppertal. Der mächtige Einbaum mitten im Raum täuscht: Er ist gar kein Boot. Die äußere Form stimmt zwar, aber die Aushöhlung im Baumstamm ist viel zu schmal. In Wahrheit ist das große Gerät eine Buschtrommel, die leicht bis nach Düsseldorf zu hören wäre, „wenn nicht anderer Lärm dazwischenkommt“, sagt Museums-Kurator Christoph Schwab.
Sie ist nur eines der staunenswerten Exponate im Museum auf der Hardt. Nie gehört den Namen? Kein Wunder, er ist ganz neu. Bisher war hier das Völkerkundemuseum der Vereinigten Evangelischen Mission (VEM). Das war wegen Umbau des angrenzenden Tagungshauses zweieinhalb Jahre geschlossen. Für 100 000 Euro hat die Archiv-Stiftung der VEM das Museum umgebaut und neu gestaltet: Am Donnerstag wurde es bei der VEM-Vollversammlung neu eröffnet.
Es präsentiert nun nicht mehr nur Kunst- und Alltagsgegenstände, die Missionare und Missionsschwestern der VEM seit 180 Jahren aus Afrika und Asien nach Wuppertal gebracht haben: 5000 Objekte lagern in den Beständen. Vielmehr wird auch das Leben dieser Männer und Frauen an ihren Einsatzorten beleuchtet.
Also brauchte die Einrichtung auf Wuppertals „heiligem Berg“ auch einen neuen Namen — einen pragmatischen, der alles Inhaltliche auffängt, aber auch lokal und international funktioniert. Die Lösung heißt: Museum auf der Hardt.
„Wir versuchen hier, die Brücke zu schlagen zwischen ethnologischen Exponaten und Missionsgeschichte“, sagt Kurator Schwab. So hängen nicht nur zwei Kampfschilder und eine Keule aus Neuguinea an der Wand, sondern es wird auch erklärt, wie es den Missionaren um 1890 erging. Die sahen sich ungewollt in Racheaktionen gegen Dorfbewohner hineingezogen, nachdem zwei ihrer Vorgänger umgebracht worden waren.
Man versenkt sich rasch in Masken und Fotografien, kleinen Alltagsgegenständen wie Fettdosen und Schuhen, bestaunt die Megalith-Figuren von der indonesischen Insel Nias und das imposante Grabmal eines Herero-Führer aus Namibia, schaudert gelegentlich wie beim Brustschmuck eines Häuptling aus mehr als 60 Hunde-Eckzähnen. Die VEM spart aber auch heikle Aspekte ihrer Geschichte nicht aus. So zeigt ein Foto einen herrischen Missionar mit Tropenhelm, der Einwohner Kultgegenstände zur Verbrennung zusammentragen lässt.
Mit Fußball-WM und Sommerferien wollte das neue Museum nicht konkurrieren und lädt deshalb am 8. November zum Tag der offenen Tür ein.