Musik verbindet: „Die Grenzen in den Köpfen müssen fallen“
Der Festival-Chef und Fachbereichsleiter der Bergischen Musikschule setzt auf klangvolle Völkerverständigung.
Wuppertal. Sein Optimismus ist grenzenlos - und das im besten Sinne des Wortes. "Wir Musiker wollen erreichen, was Politiker zum Teil nicht schaffen."
Michael Beck sagt das nicht als Vorwurf, sondern zum eigenen Ansporn. Wer wüsste auch besser, dass der Ton die Musik macht? Außerdem könnten und dürften seine Worte einem Politiker zu Ohren kommen, den der Musiker garantiert nicht verstimmen will: Hans-Dietrich Genscher ist Schirmherr "seines" Festivals für sakrale Musik.
Ein ganzes Jahr lang hat Beck ein Künstlertreffen vorbereitet, bei dem schon der Name wie Musik in den Ohren klingt: "Musica sacra dal mondo" heißt das "Festival der sakralen Musik", das in Wuppertal, Düsseldorf, Bonn und Solingen spielt.
Die Zentrale der Musikfreu(n)de liegt in Wuppertal: Sechs der neun Konzerte gehen seit Sonntagabend in der Stadt über die Bühne, die Beck am liebsten zum Klingen bringt. Der 52-Jährige ist nicht nur doppelter Fachbereichsleiter der Bergischen Musikschule und damit für Bläser und Orchester zuständig.
Er ist vor allem auch 60-facher Tonangeber: Seit 2003 leitet Beck das Jugendorchester der Musikschule, in dem 60 junge Talente musizieren, um neben alten Werke auch neue (Ton-)Welten kennen zu lernen.
Als Kulturbotschafter ist Beck freilich schon viel länger unterwegs. Seit 1979 hat er grenzübergreifende Absichten und mit dem Jugendorchester (nicht nur) die unterschiedlichsten Konzertsäle schätzen gelernt. 32 Länder hat er so mit Pauken und Trompeten entdeckt - und ein praktisches Fazit gezogen: "Wenn Jugendliche zwei Wochen lang in einer israelischen Familie gelebt haben, gibt es keine Vorurteile mehr."
Sein grenzenloser Optimismus verbindet beides - seine regelmäßige Arbeit mit dem Jugendorchester und die neue Herausforderung als künstlerischer Festival-Leiter.
Sein Programm kennt keine (religiösen) Grenzen: Beck bringt sakrale Werke des westlichen Christentums, Musik der orthodoxen Ostkirche, die jüdische Liturgie und den Islam zusammen.
Über allem steht eine klare Hoffnung: "In einer Zeit, in der durch fundamentalistische Religionsvertreter Kriege und Terror zum auffälligsten Merkmal von Religionen zu werden drohen, will das Festival mit Musik aus verschiedenen Religionen einen Kontrapunkt setzen."
Die Idee ist nicht neu, der Ort schon: Seit 2003 wird ein ähnliches Konzept zur Osterzeit in Florenz umgesetzt. Nun will der Wuppertaler mit seinem Projekt in NRW daran anknüpfen. Dabei hat sich die Suche nach Sponsoren ausgezahlt.
Und doch ist das Wichtigste nicht mit Geld aufzuwiegen: Ohne seine persönlichen Kontakte zu den Künstlern wäre das ungewöhnliche Programm nicht zustande gekommen. Nun wünscht sich der umtriebige Musiker nur noch eines: "In Europa sind seit den 90ern reale Grenzen gefallen. Jetzt müssen noch die Grenzen in den Köpfen verschwinden."