Ausstellung Abstrakt-figurative Malerei eröffnet neue Bildwelten
Peter Schmersal zeigt seine Bilder in der Stadtsparkasse am Islandufer.
Peter Schmersal schreitet gut vorbereitet zu Werke, malt schnell, alla prima, mehrere Stunden in einem durch. Wie van Gogh, der als erster das Bild und die Vorstellung davon zum Thema machte, der ihm sehr nahe steht. Dessen Bilder wie die anderer berühmter Maler der Kunstgeschichte immer wieder Ausgangspunkt für eigene Werke sind. Etwa bei „Ich als Sämann nach Vincent“, das derzeit in Schmersals Ausstellung in der Stadtsparkasse am Islandufer hängt. Der Wuppertaler Künstler zeigt dort 51 Bilder, die meisten Zeugen seiner aktuellen Auseinandersetzung mit der Malerei, „Bilder, die mich umgeben“. Aber eben auch einige ältere wie das, das er 2006 nach dem Werk des niederländischen Begründers der modernen Malerei schuf.
„Malerei – nicht mehr und nicht weniger“ ist der Titel der Schau, die 140. der Reihe „Kunst in der Sparkasse“, die noch bis zum 6. November zu sehen ist. Ein Titel, der sehr gut passe, so Schmersal, weil er sehr offen sei, „eine Tür, durch die man gehen kann“. Coronabedingt ist der Ausstellungsbereich schmaler, die Besucher werden im Einbahnwegesystem geführt. Was die Schau ziemlich an den Rand drängt, ihre Qualität aber nicht mindert. Der gebürtige Wuppertaler und Von der Heydt-Preisträger Schmersal steht für stilistische Vielfalt und intensive Beschäftigung mit der Malerei. Der 67-Jährige beherrscht sein Metier und schätzt zugleich das Experiment.
Der Maler nehme seine Empfindungen wahr, erklärt Schmersal, und entwickle für sie „ein Alphabet von Zeichen“. Wenn er frei über dieses Alphabet verfügen könne, habe er ein „unmittelbares Stenogramm seiner seelischen Befindlichkeit zur Verfügung“. Als erfahrener Maler wisse er, wie er bestimmte Lösungen herbeiführen könne, ohne das einzig gültige Rezept gefunden zu haben. Schon die Kunstgeschichte zeige, dass es unbegrenzt viele Möglichkeiten für Bild-aufbau und -umsetzung gebe. Ein Maler interessiere sich nicht nur für die Empfindungswahrnehmung, sondern auch für die Bild-Bestandteile, die er immer wieder anders auswählt und verwendet. Dabei störe er bewusst das ästhetische Denken, um Neues zu schaffen und als Künstler nicht auszuhungern. Weil er seine Bilder zeigen will, kommt mit dem Betrachter eine weitere Änderung hinzu: Ohne Rezeption gebe es keine Verständigung, die Differenz bei der Betrachtung sei „eine Art Mysterium“, die erlaube, in der Darstellung Neues zu entdecken.
In jüngerer Zeit hat Schmersal wieder zum Porträt zurückgefunden, nachdem er sich jahrelang dem Menschen im Raum gewidmet hatte. Auch in der Sparkasse dominieren Menschenbilder, aber es gibt auch wilde, fast dschungelartige Landschaften und einige stark reduzierte Stillleben. Die Themen finden sich beim Malen, erklärt Schmersal. Beispielsweise entstehen im Kopf Gedanken an eine Landschaft, während er ein Porträt male. Stets mit Öl auf Leinwand, meist im großen Format, auf der Basis von Skizzen, die schon die Richtung des Bildes vorgeben. Was auch technische Fragen einschließt. „Die Beherrschung der malerischen Mittel ist sehr wichtig, damit steht und fällt die Wirkungsweise des Bildes.“
Die Beherrschung der malerischen Mittel bestimmt die Bild-Wirkung
„Klara“ entstand 2019, es ist nicht das erste Bildnis seiner Tochter. Kein Abbild der seelischen Disposition der Gemalten. Er beschränke sich darauf zu übersetzen, was er sehe: „Wenn ich gut hingeguckt habe, treffe ich etwas im Charakter des Porträtierten“ - auch wenn dieser das, wie die eigene Tochter, anders sehe. Viele Modelle von Schmersal kommen immer wieder, so dass beide, Maler und Objekt, über die Jahre wachsen und profitieren.
Weil er selbst jederzeit verfügbar sei, er mit sich frei umgehen könne, ist der Maler selbst oft Bildmotiv. „Mann mit leeren Papieren“ von 2019 ist so ein Bild - es eröffnet den Ausstellungsrundgang. Wie bei „Klara“ verwendet Schmersal viel Rosa. Seine Lieblingsfarbe, schmunzelt er und schränkt ein, dass sich die Farbe eines Bildes einfach ergebe. Vor einem abstrakten Hintergrund aus ineinander verschlungenen Linien ist ein Sitzender zu erkennen, sein Kopf ein schnörkeliges Etwas. „Ich möchte Abstraktes und Figuratives ineinander fließen lassen“, sagt der Maler. Letztlich seien alle Zeichen abstrakt, die aus dem Sichtbaren Entwickelten wirken nur vielleicht anders. Auf jeden Fall werde die Bildwirklichkeit so viel interessanter. Die Ausstellung bestätigt die Aussage eindrucksvoll.