Projektende Projekt ist beendet - doch in Al Watan lebt die Integration weiter

Das Musikensemble mit Flüchtlingen bei der Makoge (Mandolinenkonzertgesellschaft) setzt seine Arbeit fort.

Das  Abschlusskonzert fand in der Musikschule statt.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Zum Abschluss wird der Blick in die Zukunft gerichtet in dem Wissen, dass die „Mission“ erfüllt ist. „Es war von Anfang an klar, dass das Flüchtlingsprojekt der Makoge (Mandolinenkonzertgesellschaft Wuppertal) nicht auf Dauer angelegt war. Es sollte beim Ankommen helfen, und nach einer Zeit in die Selbständigkeit entlassen“, sagt Thomas Horrion.

Der stellvertretende Leiter der Makoge und Initiator des Projekts freut sich über das Erreichte und dass er mit 61 Jahren nun etwas weniger Arbeit hat. Und ist doch ein wenig traurig.

Im Sommer 2015 kamen auch in Wuppertal viele Flüchtlinge an. Menschen, die nicht integriert werden durften, solange ihr Asylverfahren lief. „Was gibt es Schlimmeres als Frust und Langeweile“, befand Horrion, wollte beides mit Musik bekämpfen und die Integration der Menschen fördern. Weil damals der Landesmusikrat die Fördermittel und die Bergische Musikschule ihre Unterstützung in Aussicht stellten, konnte Horrion das Projekt mit kostenlosem Instrumentalunterricht beginnen.

Mit 20 Leuten ging es los, heute sind noch 50 dabei. Es gab viel Anerkennung: den Preis des Sparda-Musiknetzwerks 2016 für die „aktive Gestaltung des gesellschaftlichen Wandels“ der Bundeskanzlerin, die 2017 nach Berlin einlud, des Landesmusikrats, der vor wenigen Wochen das Ensemble wegen seiner beispielhaften Leistungen lobte. Und Al Watan, ein 20-köpfiges Ensemble aus Gitarre- und Mandolinenspielern, ging daraus hervor.

Auch wenn die Entscheidung zur Beendigung unabhängig vom Geld gefallen sei, betont Horrion, hat der Rückgang der Spenden das Ende des Projekts doch befördert. Weil an die Stelle der Aufbruchstimmung vom Sommer 2015 Ausgrenzung und Misstrauen getreten sind, laufen die Bemühungen um Unterstützung oft ins Leere.

Dennoch wollen 24 Projektteilnehmer weiter musizieren. Abdul Alksrawe ist einer von ihnen. Der 21-Jährige wuchs in einem Palästinenserlager in Syrien auf, wurde in Wuppertal durch einen Kumpel auf das Musikprojekt aufmerksam, lernt dort seit einem Jahr das Gitarrenspiel. „Ich finde es cool, es hat mir viel geholfen“, erklärt er. Oder der Kurde Khabat Ibrahim, der im syrischen Aleppo aufwuchs, in Deutschland heiratete, über seine Frau Horrion kennenlernte und durch ihn seinen Kindheitstraum verwirklichen konnte, heute Al Watan angehört. Der Unterricht läuft nun aber über die Musikschule, wo sie sich anmelden müssen - für einige will Horrion den Unterricht bezahlen, für andere werden noch Unterstützer gesucht. Vom Landesmusikrat gibt es diesmal kein Geld.

Bleibt der Blick zurück auf ein Projekt, das Horrion auch persönlich bereichert hat, weil er erlebte, wie sich Menschen weiter entwickeln. Bleibt Al Watan als lebendiger Beweis der erreichten Integration. Am 9. Februar spielt es bei „Wuppertal hilft“. Die „Mission“ mag erfüllt sein, musiziert wird weiter. mws