Publikum feiert „Nie mehr allein“ im Leo-Theater
Die Ein-Mann-Komödie von Frank Pinkus mit Thorsten Hamer als den Urlaub ansteuernden Familienvater Bernd Brückner wird vom Publikum gefeiert.
Langerfeld. Eine Uraufführung ist etwas Besonderes, erst recht für ein kleines Theater. Deshalb legt sich nicht nur Thorsten Hamer bei der Solokomödie „Nie mehr allein“ richtig ins Zeug, sondern auch das Publikum im voll besetzten Leo-Theater fiebert mit. Damen und Herren kichern gleichermaßen ertappt, geben Kommentare und zeigen damit sofort: Das neue Stück von Frank Pinkus funktioniert.
Schon mehrere Stücke von Pinkus liefen mit großem Erfolg in Langerfeld: „Die besten Tage meines Lebens“ oder die Solokomödie „Allein in der Sauna“. Deshalb fragte Leo-Chef Thorsten Hamer den Autor direkt nach einem weiteren Solostück, das dieser tatsächlich schrieb und den Wuppertalern zur Uraufführung überließ.
Die von Staus und Pinkelpausen traktierte Fahrt von Bernd Brückner in den Urlaub mitsamt Frau und fünfjähriger Tochter bietet reichlich Gelegenheit zum Philosophieren: Allein schon die Frage, was wohl in einen Koffer für zwei Wochen Rügen gehört, erntet rege Anteilnahme: „20 Bücher — es könnte sein, ich krieg’ ’nen Leseflash“, findet Brückner, und die Zuschauer murmeln zustimmend. Die Themen reichen vom Kindergeburtstag über Frauen, die ständig das Haus umräumen, während Männer Veränderungen kaum wahrnehmen, bis hin zu dem typischen Frauen-Satz „Schatz, wir müssen reden“.
Vor allem aber dreht sich das Stück um erotische Themen, kommentiert aus der Sicht des spießigen Bernd Brückner. Ausführlich zelebriert er die Schwierigkeit, „Hm-ms“ unauffällig in der Drogerie zu kaufen, und trotz Tochter Gelegenheit für „Bett-und-Wühl-Feste“ zu finden. Etwas langwierig ist seine Schilderung, wie er Nacktfotos für den von seiner Frau gewünschten Kalender machen lässt. Hamer jedoch ist in seinem Element: Er legt einen Strip hin — allerdings nur bis zum T-Shirt („Wir sind doch hier nicht bei den Städtischen!“) — und räkelt sich in pseudo-erotischen Posen in der Raststättenkulisse.
Der Höhepunkt ist die Schilderung, wie der junge Brückner unwissentlich in eine Homo-Disco und dort an einen affektierten Verehrer gerät. Wenn Hamer, elegant verkleidet, über die Bühne segelt und dann als tollpatschiger Brückner hinterherhüpft, lacht der Saal.
Die Figur des drögen Brückner liegt Hamer. Er wechselt zwischen Dackelblick und Starker-Kerl-Gehabe, Muttersöhnchen und Dummchen. Zwischen den wenigen Requisiten liegt der Fokus zwei Stunden auf ihm, und er hält fast so lange die Spannung. Immer wieder springt er aus der Rolle und spricht mit dem Publikum, was dieses dankbar annimmt. Am Ende gibt es begeisterten Applaus.