Musical-Rarität im TiC: „Das geht ins Ohr und ins Bein“
Das TiC-Team setzt „Me and My Girl“ in Szene.
Cronenberg. „Wir wollten es schon lange machen, haben uns aber nicht getraut.“ Mit „wir“ meint Ralf Budde sich und Stefan Hüfner. Und was auf der Wunschliste der beiden TiC-Leiter schon lange ganz oben steht, ist nicht etwa ein Bungeesprung oder ein gemeinsamer Rundflug mit spektakulären Loopings.
Wofür sie ihrer Ansicht nach Mut brauchen, ist ein Musical: Das TiC-Theater wagt sich an das selten gespielte Stück „Me and My Girl“, das am 27. September um 20 Uhr erstmals in Cronenberg über die Bühne geht. „Das Musical hat uns schon lange interessiert“, betont Budde. „Es ist witzig, hat gute Dialoge und eine tolle Musik. Man hört noch den Charleston, aber auch schon Glenn Miller.“ Kurzum: „Das Stück geht ins Ohr uns ins Bein.“
Das klingt ganz danach, als ob „Me and My Girl“ ein neuer Kassenschlager werden könnte. Trotzdem sollte man hellhörig werden: Warum nur ist das Musical, von dessen Vorzügen Ralf Budde in den höchsten Tönen schwärmt, heute weitgehend unbekannt? „Weshalb es nicht den Durchbruch geschafft hat, ist mir persönlich schleierhaft“, sagt der Experte, bevor er kurz innehält und bei allem Spaß, den die Proben zu machen scheinen, doch nachdenklich wird. „Sagen wir es so: Das Stück fordert die Kreativität aller Beteiligten heraus.“ Mit anderen Worten: Im Vergleich zu anderen Textvorlagen, die jedes Detail vorschreiben, scheint der szenische Einfallsreichtum eines Regisseurs in diesem Fall gefragter zu sein.
Ralf Budde, TiC-Chef
Doch die Basis stimme. Und so verspricht der Bühnen-Chef eine Zeitreise, die „an die Schnittstelle zwischen den 20er Jahren und der Big-Band-Ära“ führt. Ralf Budde (Regie), Stefan Hüfner (musikalische Leitung) und Dana Großmann (Choreographie) wollen es im Atelier Unterkirchen swingen lassen. „Wir haben uns mit unseren Musical-Aufführungen deutschlandweit einen Ruf — einen kleinen Status — erarbeitet und inzwischen ein Stammpublikum“, bilanziert Budde zu Recht mit Stolz. „Deshalb trauen wir uns jetzt — obwohl das Stück keinen bekannten Titel trägt und kein Selbstläufer ist.“
Dabei sei es einst wegweisend gewesen: „Das Stück wurde 1937 uraufgeführt — elf Jahre vor ,Kiss me, Kate’ und fast 20 Jahre vor ,My Fair Lady’. Es enthält viele Situationen, die später genretypisch wurden.“ Für „ein richtig großes Ausstattungsmusical“ soll nicht zuletzt Kerstin Faber (Bühne, Kostüme) sorgen — mit unübersehbaren optischen Akzenten. Auch akustisch sei die Show reizvoll und ein großer Spaß: „Der ,Lambeth Walk’ und „Leaning on a Lamp Post’ waren damals zwei große Hits. Ich bin mir sicher, dass viele die Songs kennen, wenn sie sie hören.“
Präsentiert werden sie von jeweils zehn Darstellern — jede Rolle ist doppelt besetzt. Denn das TiC-Team ist auch mutig genug, um heimlich davon zu träumen, dass „Me and My Girl“ — zumindest in Cronenberg — doch noch der Durchbruch gelingt.