Ralf Silberkuhl filmt und fotografiert seit vielen Jahren - aktuell ist er in Sachen Friedrich Engels unterwegs Handwerker und Künstler zugleich

Ralf Silberkuhl filmt und fotografiert seit vielen Jahren und ist aktuell mit Engels unterwegs

Auch eine Drohne kann beim Filmen zum Einsatz kommen: Ralf Silberkuhl vor Eckehard Lowischs Engelsfigur.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Seine Motive findet er überall, in der Welt und in Wuppertal, dieser „verrückt kratzigen Stadt“, in der er geboren wurde. Die der Filmemacher und Fotograf  nie wirklich verlassen hat. Ihr und ihrer Schwebebahn setzte er mehrfach filmisch ein Denkmal  – etwa in „Wuppertal - die ungeschminkte Stadt“. In diesem Jahr wird Ralf Silberkuhl 60 Jahre alt und beschäftigt sich wieder mit einem anderen Sohn seiner Heimatstadt: Er dokumentiert das Engels-Projekt „when robots make art“ des  Bildhauers Eckehard Lowisch. Aktuell stehen die Schnittarbeiten an. Außerdem geht die Engelsfigur auf Tournee durch die Stadt.

Die Coronakrise stoppte alle Jobs, die mit Veranstaltungen zu tun haben. Und brachte neue Film-Aufgaben. Streamingarbeiten, eine Ausstellung in Remscheid, die nicht analog besucht werden konnte, ein Auftrag eines Herstellers von Beschichtungsmitteln, die Griffe haftungsresistent,  auch gegen Viren, machen. Beim Engels-Projekt verhinderte die Pandemie  Aufnahmen an der englischen Südküste, dort, wo die Asche von Friedrich Engels auf eigenen Wunsch im Herbst 1895 im Meer verstreut worden war. Also schneidet Silberkuhl die anderen Filme, die in Wuppertal –  zum Beispiel in den Kalkwerken Oetelshofen, in Manchester und im Industriemuseum Textilfabrik Cromford in Ratingen –  gedreht wurden. In seinem Unternehmen „6tant“, das er  1999 zusammen mit Lutz Martin Rieder gründet hatte.

Mit zwölf Jahren begann das Interesse am Fotografieren, zunächst mit einem „Ritschratschapparat“, später nahm der 15-/16-Jährige eine Spielgereflexkamera zur Hand, entwickelte die Fotos in seiner flexiblen Dunkelkammer, die er im heimischen Keller auf- und abbaute. „Es faszienierte mich, dokumentarisch zu arbeiten, Partys festzuhalten, ohne sie in Szene zu setzen“, erinnert Silberkuhl, der den Menschen als Lieblingsmotiv benennt, „selbst wenn er gar nicht zu sehen ist, aber eingewirkt, seine Spuren hinterlassen hat“. Aufnahmen die wachsen, sich fügen, nicht vorgeplant werden.

Der Mensch ist immer da, auch wenn er nicht zu sehen ist

Nach der Schule und mehreren Jobs sowie ausgiebiger Lehrstellensuche ließ sich Silberkuhl in Porträtstudios in Langenberg, Essen und Wanneeickel zum Fotografen ausbilden. Er interessierte sich fürs Videografieren, das in den 80er Jahren aufkam. Drehte erste Kurzfilme – aber analog, weil das von der Ästhetik schöner, wenn auch technisch aufwendiger sei.

Heute bevorzugt der Wuppertaler beim Filmen die digitale, beim Fotografieren die analoge Technik. Ein wiederkehrendes Genre dabei ist der Tanz, für den er eine eigene Leidenschaft entwickelte. Er drehte mit Robert Sturm vom Tanztheater Wuppertal oder mit  dem ehemaligen Pina Bausch-Tänzer Jean Laurent Sasportes.  Wurde Teil des Tanztheaterprojekts von Barbara Rüdiger. Die Professorin für Stochastik an der Bergischen Universität analysierte  Bewegungen in Pina Bausch-Stücken und  machte daraus ein eigenes Stück.

Auch wenn die Videoanfänge „mit Riesenkameras und grottenschlechter Qualität“ verbunden waren, blieb Silberkuhl dran, probierte aus. Das Experimentieren sei so etwas wie sein Stil, erklärt der  Filmemacher, der nach absolvierter Lehre, Jobs in zwei Fotostudios und 13 Jahren als Leiter der Abteilung audiovisuelle Medien der Stadtwerke, in denen er sich auch zum Meister ausbilden ließ, seit 21 Jahren selbstständig arbeitet.Seine Agentur für Medien und Kommunikation deckt Foto, Print und Film ab, dreht hauptsächlich Industriefilme, Unternehmensporträts, Produktpräsentationen. Silberkuhl schätzt die breite Palette der Tätigkeiten, die Arbeit im Team. Malt oder bildhauert mit seinen Mitteln. Er versteht sich mehr als Handwerker und künstlerisch Forschender. Ein Handwerk, das er beherrscht und doch ständig perfektioniert.

Als Mitglied des freien Netzwerks Kultur kennt er Lowisch, bespielte  letztes Jahr im Rahmen der Woga einen Raum in dessen Kunststation im Bürgerbahnhof Vohwinkel. Über eine große LED-Leinwand flimmerten  Videos, darunter natürlich auch ein Tanzfilm. Silberkuhl zeigt seine Filme gerne als Installation, über Monitore in Schaufenstern, Unterführungen, Hauswänden. Denkt auch  über eine Zusammenarbeit mit  dem Wuppertaler Lichtinstallatiionskünstler Gregor Eisenmann nach.

Das Fotografieren vergisst er darüber nicht, will manche Techniken wie etwa die Großbildfotografie oder das Edeldruckverfahren vor dem Aussterben bewahren. Bei der Jahresschau 1999 war er mit drei Akten vertreten, die er als Fotogramme schuf. Denn, so ist Silberkuhl überzeugt, die Digitalisierung werde das analoge Arbeiten gänzlich verdrängen.