Rocky Horror Show Schrilles Treiben auf der Opernbühne
Die „Rocky Horror Show“ feierte am Freitag ihre Wiederaufnahme.
Bevor sich die Besucher der „Rocky Horror Show“ auf ihre Plätze begaben, mussten sie sich erst einmal mit jenen Requisiten versorgen, ohne die ein Besuch des Kultmusicals kaum möglich ist. In Papiertüten, die im Opernfoyer für vier Euro zu erstehen waren, fanden sich unter anderem eine bereits gefüllte Wasserpistole, Konfetti, Reis und eine Zeitung. Aus dem „Denton Guardian“ bastelten einige Musicalfans schnell einen Papierhut, den sie auch gleich aufsetzten – besser man bereitet sich rechtzeitig vor, bevor das Spektakel beginnt und man nassgespritzt wird.
In der Oper hat am Freitag die „Rocky Horror Show“ eine Wiederaufnahme erlebt, bereits in der vergangenen Spielzeit war das Stück als Gastspiel des Saarländischen Staatstheaters Saarbrücken in Wuppertal präsentiert worden. So mancher unvorbereitete Besucher verfolgte das aufgeregte Treiben im Publikum möglicherweise mit einigem Befremden. Wo sonst eher gesittetes Zuschauerverhalten angesagt ist, herrschte Ausgelassenheit und eine Mischung aus Karneval und Kindergeburtstag.
Publikum wirft Reis und
Konfetti, spritzt mit Wasser
Damit der Abend auch in den gewünschten Bahnen verläuft, war jeder Papiertasche ein „Musical-Knigge“ beigelegt. Auf dem Din-A-4-Blatt standen die Regieanweisungen, wie sich das Publikum wann zu verhalten hatte. Da wurde in der Hochzeitsszene gleich zu Beginn Reis in den Zuschauerraum geworfen. Bei einer Gewitterszene wurde fleißig der Abzug der Wasserpistole betätigt. Jedes Mal wenn der Name eines bestimmten Protagonisten genannt wurde, gab es Zwischenrufe, die Ausführungen des Erzählers (Simon Stricker) wurden mit „Boring“- oder „Langweilig“-Rufen quittiert.
Vor bald 50 Jahren wurde die „Rocky Horror Show“ erstmals aufgeführt: 1973 hatte das Musical von Richard O’Brien seine Premiere, zwei Jahre später folgte der Film „Rocky Horror Picture Show“, der den Kult um das Stück auf eine neue Ebene beförderte. Die begeisterten Reaktionen des Publikums in Wuppertal zeigten, dass das Musical auch in seiner Bühnenfassung nach wie vor seine Fans findet.
Die Story ist so krude wie skurril: Ein frisch verlobtes Paar – Janet Weiss (Johanna Spantzel) und Brad Majors (Dustin Smailes) – gerät nach einem Autofall in das Schloss des mysteriösen und sexuell vielseitig orientierten Dr. Frank’N’Furter (Andreas Wolfram), der gerade mit der Erschaffung eines künstlichen Menschen (Rocky alias Markus Olzinger) befasst ist. Was folgt, ist eine skurrile Nummernparade, in der fleißig Elemente aus dem Horror- und Science-Fiction-Genre mit Fragen der sexuellen Selbstfindung und dem beherzten Willen zum Partnertausch vermischt werden.
Opernintendant Berthold Schneider hat die „Rocky Horror Show“ aus seiner Zeit als Operndirektor in Saarbrücken nach Wuppertal gebracht. „Mir war immer klar, dass ich diese außergewöhnliche Inszenierung von Sebastian Welker nach Wuppertal holen wollte“, sagte er auf WZ-Anfrage. Durch die Resonanz des Publikums sieht er sich in der Wahl bestätigt: „Die vielen ausverkauften Vorstellungen und das enthusiastische Publikum haben mir Recht gegeben.“
Weitere Vorstellungen am 29. Dezember (19.30 Uhr), 30. Dezember (18 Uhr) und 31. Dezember (15 und 20.30 Uhr).