Sinfonieorchester: Beeindruckende Matthäus-Passion
Unter der Leitung des Wieners Erwin Ortner meisterten die Sinfoniker, der verstärkte Chor der Konzertgesellschaft und ein Solisten-Sextett Bachs große Herausforderung.
Wuppertal. Im Familienkreis von Johann Sebastian Bach hieß das Werk schlicht „die große Passion“. Mit ihrer Länge sowie der üppigen Besetzung mit zwei Orchestern, zwei Chören und sechs Solisten übertraf das 1727 uraufgeführte Oratorium alles, was zur damaligen Zeit an Kirchenmusik üblich war. Auch heute beeindrucken die Ausmaße der Matthäus-Passion, ebenso wie ihre starke musikalische Ausdruckskraft. Am Karfreitag führte der Chor der Konzertgesellschaft mit dem Sinfonieorchester die Matthäus-Passion in der Stadthalle auf. Die Leitung hatte der Wiener Oratoriumsspezialist Erwin Ortner.
Um die anspruchsvolle Doppelchörigkeit gehaltvoll umsetzen zu können, hat sich die Konzertgesellschaft Verstärkung geholt. Mitglieder des Opernchors und Studenten der Musikhochschule ergänzen die Sängerschar. Zudem hat der Komponist eine zusätzliche Sopran-Stimme vorgesehen. Diese übernehmen Mädchen aus dem Kinderchor der Oper. Die Choristen sind in dem Konzert mit Bedacht platziert. Sie stehen direkt hinter dem Orchester und teilweise noch an den Seiten, so dass sie die Instrumentalisten umrahmen. Der aufgeteilte Mädchenchor singt von beiden Seiten der Zuschauer-Empore herab. Diese Aufstellung verstärkt die Raumwirkung der komplex gearbeiteten Musik enorm. Ortner weiß sie in seinem präzisen Dirigat bestens herauszuarbeiten. Dabei wählt er gemessene Tempi, die genug Raum geben, alle Stimmen zu entfalten.
Der Chor überzeugt mit sicheren Einsätzen. Zu hören ist weicher und strömender Klang an den innigen Stellen und impulsive Einwürfe, wenn es um die Reaktionen des Volkes geht. Insgesamt könnten dabei die Konsonanten noch ausgeprägter umgesetzt werden und so noch bessere Textverständlichkeit und Differenzierung erzielt werden.
Das Orchester begleitet die Choristen und Solisten tragfähig und genau mit feinen Abstufungen in der Dynamik und lässt auch brillante Soli an Geige, Querflöte und Oboe hören.
Tenor Martin Koch gestaltet den Part des Evangelisten mit heller, klarer Stimme und guter Textverständlichkeit. Bei seinem enormen Pensum sind nur gelegentlich kleine Ungenauigkeiten zu hören.
Tenor Christian Sturm setzt in seinen beiden Arien mit leuchtender Stimme ein, zeigt sich dann aber etwas unsicher. Herausragend entwickelt Sopranistin Dorothea Brandt ihren Part mit silbriger Stimme, die sie fein phrasierend führt und innig erklingen lässt.
Verlässlich und klangschön musizieren auch Altistin Stefanie Schaefer und Bassist Thimothy Sharp. Miljan Milovic singt als Bassist den Jesus-Part mit würdiger Stimme, die Gestaltung bleibt jedoch blass. Gebannt verfolgt das Publikum das umfangreiche Konzert und dankt begeistert für die anspruchsvolle Aufführung.