Konzert „Idyla“ eröffnet stimmungsvolle Klangwelt

Sinfonietta meldet sich nach dem coronabedingten Lockdown mit zwei Konzerten zurück.

Der Hornist Christian Noth übernahm den Solopart in Børrensens Serenade für Horn, Streicher und Paulen.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Die Musik der Spätromantik ist gefühlvoll, erlaubt schwelgerische Bilder im Kopf. Das gilt besonders für die Komponisten aus dem Norden und Osten Europas. Die Musik liebt  große Orchester, deren Basis die Streicher sind. Die Sinfonietta Wuppertal wiederum ist ein Streichorchester, das Klangerlebnisse auf höchstem Niveau bietet, gerne auch selten gespielte Kompositionen „ausgräbt“. Am Sonntag beendeten die Musiker ihre coronabedingte Zwangspause. Sie bereiteten sich und den zahlreichen Zuhörern in der Christuskirche ein besonders schönes Konzerterlebnis. Mit Werken der Skandinavier Sibelius und Børresen und des Tschechen Janáček.

Die Generalprobe im März fand noch statt, dann aber mussten die vorbereiteten Konzerte abgesagt. werden. Das sei sehr bitter gewesen, wegen der mehrmonatigen Vorarbeit und den fehlenden Einnahmen durch Spenden, erinnerte Dirigentin Eva Caspari. Verband den Blick zurück mit der Vorfreude auf die anstehende Veranstaltung, durch die sie intensiv und überaus nuanciert leitete. Dabei ihre Musiker stets „im Griff“ hatte, auf fein abgestufte  Steigerungen wie Beruhigungen zwischen den wuchtigen und leisen Passagen  achtete.

Jean Sibelius (1865 bis 1957) gilt als einer der bedeutendsten Komponisten Finnlands, einer der wenigen, die über die Grenzen seiner Heimat hinaus berühmt wurden. 1922 schuf er sein Andante Festivo Op. 117 A. Gedacht für einen Festakt. Das zuerst bei einer Hochzeit gespielte, überaus melodische  Werk entführte in die nordische Welt der Romantik, diente als festlicher Öffner des gut 70-minütigen  Konzerts. Während der volle Klang der Sinfonietta hier durch Tobias Liebezeit an den Pauken abgerundet wurde, kam beim Dänen Hakon Børresen (1876 bis 1954) und seiner Serenade auch das Horn hinzu.

Musiker folgen dem nuancierten Dirigat Casparis  genau

Die   dreisätzige Komposition von 1944 mit ihrem nationalen Tonfall und fließenden Melodik weist Einflüsse Tschaikowskis auf. Der Hornist Christian Noth   ist vor allem mit der Musikszene des Münsterlandes vernetzt. Er wirkte  als erster Hornist im Orchester der Freilichtbühne Tecklenburg, gehört dem Kourion Orchester und der EinKlang Philharmnie an, trat solistisch zuletzt mit Werken von Mozart und Carl Heinrich Hübler auf. Im  präzisen Zusammenwirken, den dialogartigen Wechseln mit der kompakt streichenden Sinfonietta wirkte sein Spiel manchmal etwas fragil.  Caspari reagierte, indem sie das schwungvolle Spiel ihres Orchesters entsprechend achtsam zurücknahm. Die begeisterten Zuhörer entließen Noth erst nach einer Zugabe.

Er war moderner, zugleich im 19. Jahrhundert verwurzelter Komponist: Der Tscheche Leoš Janáček (1854 bis 1928) war eng mit Dvořák befreundet, der auch bei der Uraufführung der „Idyla“-Suite für Streicher dabei war. Janáček schuf das titelgebende Hauptwerk des Konzerts als junger Mann. Mit seinen inhaltlichen Brechungen und harmonischen Kühnheiten kündigt es bereits die Moderne an. Die sieben Sätze sind mal eher tänzerisch, mal schwermütig, mal volksliedtümlich, stets ausdrucksstark. Caspari achtete auf den Ausdruck jeder einzelnen Note. Die Musiker folgten ihr aufmerksam, erklommen laute, schwere Höhen, stiegen in  fast stille Täler ab. Während die Zuhörer in      ihren inneren Natur- und Seelenlandschaften schwelgen konnten. Nach einer Zugabe und großem Applaus endete ein überaus stimmungsvolles Konzert. Das „Ausgraben“ hat sich gelohnt.

» Das „Idyla“-Konzert wird am 4. Oktober, 17 Uhr, in der Erlöserkirche, Stahlstraße 9,  wiederholt. Um Anmeldung wird wegen begrenzter Platzzahl gebeten: