Sinfoniker glänzen als traumhaftes Team
Das Orchester überzeugt im Dialog mit Wolfram Christ.
Wuppertal. Musik, die auch nur die Grenze des Jahres 1900 hinter sich gelassen hat, schreckt noch immer das klassische Konzertpublikum ab. Doch beim Biennale-Konzert "Französische Träume" des Sinfonieorchesters blieb die Stadthalle gestern zu Unrecht halb leer, gab es doch wirklich außergewöhnliche Werke zu entdecken.
Am Anfang steht das 2003 uraufgeführte Solo Nr. 5 für Orchester aus dem Zyklus "Exeo", das Pascal Dusapin im Auftrag des Bayerischen Rundfunks und Radio France geschrieben hat. Mit großer innerer Spannung stellt der diesjährige "Composer in Residence" der Essener Philharmonie darin hohe, dissonante Streicherklänge tiefen Blechbläsern sowie Celli und Kontrabässen gegenüber. Lange, bedeutungsschwangere Klänge großer Instrumentengruppen kontrastieren mit kleinen, rhythmisch prägnanten Einwürfen verschiedener Bläser. Engagiert machen die städtischen Sinfoniker die komplexe Struktur des Werkes transparent.
Hector Berlioz’ "Harold en Italie" für Solobratsche und Orchester bietet einen reizvollen musikalischen Bilderreigen einer Bergwelt. Wolfram Christ und den Wuppertaler Sinfonikern gelingt ein klanglich und dynamisch ausgewogener Dialog, der die ländlichen Szenen stimmungsvoll spiegelt. Dabei fordert Christ vom Orchester ein fast im Unhörbaren verschwindendes vierfaches Pianissimo, das die Musiker intonationssicher und trotzdem klangvoll verwirklichen. Andächtig und religiös spielt Christ den Pilgermarsch.
Da Toshiyuki Kamioka sein Orchester gut zurückhält, gewinnt der Solist alle Freiheiten in der Gestaltung und bietet eine gerade für eine Bratsche erstaunliche Fülle von Klangfarben auf engem Raum. Kamioka schafft dazu wunderbare gesanglich-musikalische Linien, etwa im Pilgermarsch, und stimmungsvolle und klangschöne Schlüsse, besonders in den Mittelsätzen.
Nach der Pause folgt die Sinfonie Nr. 4 cis-Moll von Albéric Magnard von 1914. Magnard verbindet schwelgerisch-ausladende Motive mit einer klangvollen, dichten Instrumentation. Immer wieder glänzen solistische Holz- und Blechbläser. Am Ende erhalten Orchester und Dirigent, wie schon vorher der Solist, lang anhaltenden Beifall.