Wenn die Orgel wie eine Flöte klingt
Wolfgang Seifen spielte in St. Johann Baptist Melodien zum Träumen und improvisierte unglaublich komplexe Klangbilder.
Wuppertal. Es ist eine Kunst, die man heute nur noch selten hört: Zum elften Jahrestag der Orgelweihe improvisiert der bekannte Organist Wolfgang Seifen in der Kirche St.Johann Baptist über die alten Pfingst-Sequenzen.
Seifen ist nicht nur Professor für Liturgisches Orgelspiel an der Universität der Künste in Berlin, sondern auch Titularorganist an der dortigen Kaiser-Wilhelm-Gedächtniskirche. Als Komponist machte er sich einen Namen, als er anlässlich des 80. Geburtstags von Papst Benedikt den Auftrag für eine Missa Solemnis bekam.
In St. Johann Baptist stellt zuerst die Schola der Gemeinde unter Kantor Thomas Grundwald die gregorianischen Melodien vor. Dann improvisiert Seifen ein unglaublich komplexes, vielfarbiges Klanggebilde dazu. Eineinhalb Stunden spielt er Phantasien, kleine Fugati und Variationen, ohne eine einzige geschriebene Note vor Augen zu haben.
Fingerfertig verzieren Trillerchen das Hauptthema, rasante Läufe gleiten dazwischen, dann wieder verleiten weit schwingende Melodien zum Träumen. Die Orgel klingt mal nach Flöte, mal nach Trompete, sie tost und säuselt, grummelt unheimlich oder hüpft fröhlich dahin. Am Ende gibt es herzlichen Applaus.